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Das bedeutet organisatorische Resilienz
Organisatorische Resilienz zielt darauf, den Fortbestand der Firma und ihrer Arbeitsfähigkeit auch bei katastrophalen Zwischenfällen zu sichern. Wir geben hier einige Beispiele.
Damit Unternehmen langfristig überleben, brauchen sie organisatorische Resilienz. Dieser holistische Ansatz stellt die Funktionsfähigkeit einer Organisation auch nach katastrophalen Zwischenfällen sicher. Er bedeutet mehr als Backup and Recovery und basiert auf operativer Resilienz.
Organisatorische Resilienz umfasst im Allgemeinen alles, was eine Organisation für ihr kontinuierliches Funktionieren in einer Krise braucht. Ein organisatorischer Resilienzplan betrifft IT-Systeme, Liegenschaften und Mitarbeiter. Eine Organisation muss vielleicht im Ernstfall nicht jeden Teil ihres Resilienzplanes abrufen. Das hängt vom Umfang des auslösenden Zwischenfalls ab.
Im Folgenden einige Beispiele für organisatorische Resilienz.
Die IT in der Pandemie
Im Jahr 2020 wurde Resilienz durch die COVID-19-Pandemie in fast jeder Industrie extrem wichtig. Unternehmen mussten sich plötzlich fragen, wie sie in einer Welt weiter funktionieren können, in der Mitarbeiter weitgehend und für unbestimmte Zeit nicht zum Arbeitsplatz kommen können.
Büroarbeit. Organisatorische Resilienz kann viele Formen annehmen. Jede Organisation wählte eine andere Herangehensweise, um mit der Situation zurecht zu kommen. Daraus wurden vielfältige Beispiele für organisatorische Resilienz. Büromitarbeiter beispielsweise arbeiteten zuerst von zu Hause. Unternehmen stellten schleunigst VPNs und Videokonferenz-Software bereit, damit Mitarbeiter ihre Arbeit erledigen konnten.
Dienstleistungsbranche. Restaurants setzten meist Take-Away-Modelle um. Einige implementierten zum ersten Mal Liefermodelle. Restaurants, die weiter persönlichen Service anbieten konnten, setzten zwischen den Tischen physische Grenzen oder ersetzten Speisekarten aus Papier durch digitale, die ihre Gäste über das Smartphone abfragen konnten.
Gesellschaftlich unentbehrliche Tätigkeiten. Unternehmen, die als unverzichtbar angesehen wurden wie etwa der Gesundheitsbereich, Gemüseläden, öffentliche Dienstleistungen, Transport und einige Herstellungsbetriebe konzentrierten sich auf den Schutz ihrer Mitarbeiter. Sie setzten Schutzmaßnahmen um, um die Mitarbeiter physisch voneinander zu isolieren und prüften regelmäßig deren Gesundheit.
Jedes dieser Beispiele zeigt, dass Unternehmen große Veränderung in den Betriebsabläufen vornehmen mussten, um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Manchmal zentrierten sich diese Veränderungen auf die Mitarbeiter. In anderen Fällen ging es um die IT oder die Kunden. Die Gemeinsamkeit, die alle diese Beispiele verbindet ist, dass der Fokus auf allem lag, was ermöglichte, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten.
Die Rolle kontinuierlicher Betriebsabläufe
Kontinuierliche Betriebsabläufe (operationale Resilienz) sind ein wesentlicher Bestandteil der organisatorischen Resilienz. Während letztere sich auf das Gesamtunternehmen bezieht, geht es bei ersterer darum, bestimmte Abläufe so zu verändern, dass die Geschäftsprozesse weiterlaufen.
Ein Beispiel aus dem Versicherungsbereich: Ein bestimmtes Versicherungsunternehmen legte grundsätzlich großen Wert auf ein ausgefeiltes Risikomanagement und investierte viel Geld in operationale Resilienz. Das Unternehmen kaufte eine Liegenschaft rund eine Stunde entfernt von der Hauptniederlassung. Während des normalen Betriebs diente sie vor allem dazu, Marketingmaterialien und Begrüßungsinformationen für neue Mitarbeiter zu drucken. In dem nicht benötigten Büroraum baute das Unternehmen ein Data Center innerhalb des Gebäudes, das als Ersatz bei Ausfällen des primären Rechenzentrums dienen sollte. Zudem wurden dort zahlreiche Desktop PCs implementiert, damit die Mitarbeiter bei einem Ausfall der Zentrale von dort arbeiten konnten. Das IT-Team replizierte aktiv wichtige Systeme auf diese Sekundärlokation und konnte auch Telefonverbindungen von der primären auf die Sekundärlokation umleiten.
Diese Lokation ist weit genug vom Hauptbüro entfernt, so dass beide unterschiedliche Versorger nutzen. Das heißt, ein regionaler Stromausfall an einem Ort dürfte den anderen eigentlich nicht beeinträchtigen. Allerdings beträgt die Fahrentfernung nur eine Stunde. Bei einer Krise könnten also die meisten Mitarbeiter zur Sekundärlokation gelangen.
Diese Überlegungen ermöglichten der Organisation, unternehmensweite Resilienz zu erreichen, den Betrieb aufrecht zu erhalten und den Mitarbeitern einen zweiten Arbeitsort anbieten zu können.
Schlüsselelemente organisatorischer Resilienz
Die Anforderungen organisatorischer Resilienz sind unterschiedlich für jeden Organisationstyp. Restaurants brauchen andere Resilienzmaßnahmen als Versicherungen.
Doch eine organisatorische Resilienzstrategie muss auf jeden Fall folgende Bereiche umfassen:
- IT-Systeme,
- Mitarbeiter,
- die physischen Liegenschaften
- und andere Systeme oder Kanäle, die eine Organisation für ihr Funktionieren in einer Krise braucht.
Eine Organisation sollte in der Lage sein, Gegenmaßnahmen gegen Krisen unabhängig voneinander zu implementieren. Schließlich wird nicht jedes Desaster jeden Aspekt der betrieblichen Abläufe betreffen.
Das zeigen zwei Beispiele: Bei einem Angriff mit Ransomware sind die IT-Systeme eines Unternehmens betroffen, nicht jedoch Mitarbeiter oder Liegenschaften. Das Unternehmen braucht hier einen Resilienzplan für seine IT-Systeme, der keine nicht direkt betroffenen Bereiche umfasst.
Angenommen, ein Schneesturm oder eine Pandemie macht den Mitarbeitern unmöglich, die Büros des Unternehmens zu erreichen, verursacht aber keine weiteren Schäden an den Gebäuden oder den IT-Systemen. Dann sollte sich die Organisation auf die Teile des Resilienzplans fokussieren, die sich auf die Belegschaft beziehen.