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Collaboration: Warum sich Slack an Microsoft Teams annähert
Slack führt mehrere Funktionen ein, die die Collaboration-Anwendung eher wie Microsoft Teams aussehen lassen. Slack setzt unter anderem verstärkt auf Sprach- und Videoanrufe.
Slack hat seine Team-Messaging- und Collaboration-App einem Redesign unterzogen, um das Produkt auch für technisch unversierte Mitarbeiter und Kunden attraktiver zu machen.
Die Aktualisierung erfolgt vor dem Hintergrund, dass Slack im Wettbewerb um neue Benutzer und Kunden in den vergangenen Monaten hinter Microsoft Teams zurückgefallen ist. Teams hat mittlerweile über 44 Millionen aktive Nutzer pro Tag (Stand: 18. März 2020), wie Microsoft bekannt gab. Allein in der ersten Märzwoche 2020 konnte Teams zwölf Millionen täglich aktive Nutzer dazu gewinnen – ein Anstieg, den das Unternehmen auf die Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus (Covid-19) zurückführt.
Laut Slack verwendeten im September 2019 zwölf Millionen aktive Benutzer pro Tag die Collaboration-Anwendungen. Zwischen dem 1. Februar und Mitte März sind nach Angaben des Softwareanbieters allerdings fast dreimal so viele zahlende Kunden hinzugekommen wie üblich.
Slack nähert sich Teams an
Die Neugestaltung von Slack enthält mehrere Elemente, die das Produkt optisch an Teams heranrücken. Im oben Bereich der App gibt es nun eine neue Navigationsleiste mit Suchfunktion und Navigationsschaltflächen. Slack fügt außerdem Tabs für Dateien und Benachrichtigungen hinzu, zum Beispiel, wenn ein Mitarbeiter einen anderen Mitarbeiter in einer Nachricht markiert.
Slack bietet nun zahlenden Benutzern die Möglichkeit, Channels innerhalb von Ordnern zu platzieren. So kann ein Benutzer zum Beispiel mehrere Channels in einem Ordner ablegen. Die Einrichtung ist ähnlich wie die Gruppierung von Kanälen innerhalb von Microsoft Teams. Dabei kann in Slack jeder Benutzer das Layout anpassen.
„Die fehlende Möglichkeit, Channels in Gruppen zu organisieren, war für viele Slack-Anwender ein Problem“, sagt Irwin Lazar, Analyst bei Nemertes Research. „Slack wird mit dieser Einführung einige Unternehmen dazu zu bewegen, von kostenlosen auf kostenpflichtige Tarife umzusteigen.“
Die Neugestaltung legt auch den Grundstein dafür, dass Slack mehr Echtzeit-Kommunikationsfunktionen einführt. Eine neu organisierte Seitenleiste innerhalb der Channels verfügt über ein markantes Telefonsymbol, mit dem Benutzer einen Videoanruf starten können.
Slack setzt verstärkt auf Sprach- und Videoanrufe
Für die Zukunft plant Slack laut Ilan Frank, Director Product, Enterprise bei Slack, durch Partnerschaften noch stärker auf Anruffunktionen zu setzen. Weitere Einzelheiten nannte er allerdings nicht. Gegenwärtig sind die in Slack integrierten Optionen für Sprach- und Videoanrufe weitaus weniger fortgeschritten als in Microsoft Teams.
Der auffällige Anruf-Button ist ein Beispiel dafür, wie Slack versucht, die Interaktion mit seiner App intuitiver zu gestalten. In den letzten Jahren hat der Anbieter Anwendern neue Möglichkeiten gegeben, auf Integrationen von Drittanbietern zuzugreifen, ohne auf Slash-Befehle zurückgreifen zu müssen. Diese Befehle erforderten von Benutzern bisher die Eingabe von zum Beispiel /anruf, um einen Anruf zu starten.
Ein neues Kontextmenü, das mit der Neugestaltung eingeführt wurde, ermöglicht Benutzern den Zugriff auf App-Verknüpfungen per Mausklick, statt durch die Eingabe eines Befehls. Beim Start enthält das Menü Verknüpfungen zu Slack-Aktionen sowie zu Cisco Webex, Simple Poll und Freshdesk.
Slack gibt neuen Benutzern zuerst Zugriff auf das Redesign. Wie viele Collaboration-Anbieter hat Slack in den letzten Wochen einen Anstieg der Nutzung festgestellt, da zahlreiche Menschen aufgrund der Coronavirus-Pandemie im Homeoffice arbeiten.
„Wir wollen sicherstellen, dass die neuen Teams, die jetzt gebildet werden, diese neue Schnittstelle sehen“, sagt Frank. Alle anderen werden das Update innerhalb weniger Wochen erhalten, mit Ausnahme der größten Kunden von Slack. Sie werden mehr Zeit bekommen, um das neue Design einzuführen.
Durch die letzten Änderungen möchte Slack seine Anwendung auch für nicht-technische Anwender schmackhafter machen. Die neuen Features sollen dem Anbieter helfen, mehr Kunden davon zu überzeugen, seine Anwendung unternehmensweit einzusetzen. Anfangs setzten vor allem Softwareentwickler auf Slack. Doch diese Gruppe stellt laut Frank mittlerweile die Minderheit der Anwender dar.
Slack muss sich auf Unternehmen konzentrieren
Slack muss sich stärker auf mittlere und große Unternehmen konzentrieren, um rentabel zu werden. Der Anbieter hat in dieser Hinsicht Fortschritte gemacht: Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Kunden, die jeweils mehr als 100.000 Dollar jährlich für Slack bezahlen, um 55 Prozent auf 893 Kunden.
Der Anbieter steht allerdings vor einem harten Kampf gegen Microsoft, das den Markt für Cloud-Produktivitäts-Tools dominiert. Mehr als 200 Millionen Mitarbeiter nutzen Office 365 und haben damit ohne zusätzliche Kosten Zugang zu Teams. Und Microsoft ist besonders gut im Verkauf an große Organisationen: Dreiundneunzig der Fortune-100-Unternehmen verwenden seine Collaboration-Lösungen.
Bei einer Telefonkonferenz mit Investoren im Dezember 2019 räumte Slack CEO Stewart Butterfield indirekt ein, dass das Unternehmen Schwierigkeiten hat, einen ähnlichen großen Kundenstamm wie Microsoft zu erreichen. Beispielsweise hatte Microsoft Lync, eine ältere Collaboration-Anwendung, die der Anbieter mittlerweile in Skype for Business umbenannt hat, bereits 2015 100 Millionen Nutzer.
Als Antwort auf Teams, das mittlerweile über 44 Millionen Nutzer erreicht, verweist Slack in einer Erklärung darauf, dass seine Anwendung und Microsoft Teams „unterschiedliche Tools sind, die für unterschiedliche Zwecke verwendet werden“. Slack sei ein Collaboration Tool, das sich in Anwendungen von Drittanbietern integrieren lasse.