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Cisco Meraki MR55: Access Point mit Wi-Fi 6 im Praxistest

Der Cisco Meraki MR55 funkt mit Wi-Fi 6 und bis zu 4,8 GBit/s bei 5 GHz. Seine größte Stärke ist das Cloud Management über das Meraki-Dashboard. Wir haben das Gespann getestet.

Der Cisco Meraki MR55 war zum Teststart im Februar 2020 das Wi-Fi-6-Cloud-Flaggschiff des kalifornischen Enterprise-WLAN-Weltmarktführers. Er funkt im 5-GHz-Band dank 8x8:8-Stream-WLAN bis zu 4804 MBit/s brutto, und bei 2,4 GHz mit 4x4:4 WLAN bis zu 1147 MBit/s, ebenfalls brutto. Auf Wunsch und Mausklick funkt er auch in beiden Frequenz-Bändern gleichzeitig, was diesem Dual-Band-Access-Point in den Tech Specs eine aggregierte Übertragungsrate bis 5,9 Gigabit beschert.

Der Cisco Meraki MR55 bedient jedoch nur maximal 80 MHz breite Kanäle. Cisco geht davon aus, dass 160-MHz-Kanäle in dichten Umgebungen kaum zu realisieren sind. Mit zwei 80-MHz-Wi-Fi-6-Kanälen lassen sich aber nur maximal 1200 MBit/s Brutto-Transferrate erzielen. Der Access Point (AP) beherscht OFDMA nur für den Down-Stream, jedoch nicht beim Upload.

Der Cisco Meraki MR55 wird nicht On Premises verwaltet, sondern die Konfiguration lässt sich nur über die Cloud verändern. Nach dem Einrichten eines Internet-Accounts für das Cisco-Meraki-Dashboard wurde unser MR55 von der Cisco-Cloud-Software erkannt und in Google Maps angezeigt. Fast auf den Meter genau lässt sich an den Standort im Dashboard heranzoomen.

Abbildung 1: Der Cisco Meraki MR55 bietet 8x8:8-Stream-Wi-Fi 6 mit 80 MHz Kanalbreite. Die Stromversorgung kann direkt via Netzteil oder PoE erfolgen. (Quelle: Harald Karcher)
Abbildung 1: Der Cisco Meraki MR55 bietet 8x8:8-Stream-Wi-Fi 6 mit 80 MHz Kanalbreite. Die Stromversorgung kann direkt via Netzteil oder PoE erfolgen.

Sinn macht das in Unternehmen, wo Dutzende solcher APs quer über Deutschland, Europa oder die Welt verteilt sind. Dieses Cloud-Management eignet sich besonders für verteilte Organisationen, denn so muss das (ungeschulte) Personal Vorort ein Gerät nur noch an die Wand oder die Decke hängen und ein PoE-Netzwerkkabel (Power over Ethernet) in den AP stöpseln. Den Rest der Installation macht der entfernte WLAN-Administrator von irgendwo auf der Welt.

Bei einem Besuch der BT Germany (British Telekom) konnte sich der Autor schon am 7. Februar 2019 überzeugen, wie 38 Meraki-APs in Hamburg, Eschborn, Frankfurt und München über das Cisco-Meraki-Dashboard sehr übersichtlich vom BT-Germany-Hauptquartier aus verwaltet wurden. Der Netzwerkadministrator konnte dort sogar in die Gebäudepläne der einzelnen Stockwerke bis zu den AP-Montagepunkten hineinzoomen, die BT selber in das Dashboard eingescannt hatte.

Abbildung 2: Das grüne Funksymbol zwischen den grauen Dachgauben markiert den Standort des Testgeräts in Google Maps.
Abbildung 2: Das grüne Funksymbol zwischen den grauen Dachgauben markiert den Standort des Testgeräts in Google Maps.

Auch die weitere Feinkonfiguration des MR55 fanden wir elegant und einfach: als SSID schlug die Cisco Cloud den Namen des Account-Inhabers vor, und taufte das Netz daher auf Harald Karcher WiFi.

Testkonfiguration

Vor den Wireless-Messungen haben wir den 5-GbE-Port des Cisco MR55 mit einem Fluke Networks MicroScanner PoE geprüft. Das Messgerät attestierte dem Ethernet-Port des Meraki-Access-Points vier Geschwindigkeitsstufen: 100, 1000, 2500 und 5000 MBit/s. Das ist ausreichend, denn so wird die WLAN-Performance am Übergang ins kabelgebundene Netzwerk nicht heruntergebremst.

Abbildung 3: Am weißen CAT-8-Kabel kommt 10 Gigabit Ethernet aus der Dell Workstation. Darunter sitzt die Wi-Fi-6-PCIe-Karte. Sie funkt per Wi-Fi 6 bis 2400 MBit/s über die zwei schwarzen Antennen (rechts am PC) zum Cisco Meraki MR55 (Quelle: Harald Karcher).
Abbildung 3: Am weißen CAT-8-Kabel kommt 10 Gigabit Ethernet aus der Dell Workstation. Darunter sitzt die Wi-Fi-6-PCIe-Karte. Sie funkt per Wi-Fi 6 bis 2400 MBit/s über die zwei schwarzen Antennen (rechts am PC) zum Cisco Meraki MR55.

So konnten wir unsere vier WLAN-Testgeräte mit dem Cisco Meraki MR55 verbinden, als da wären:

  • Zwei 10-GbE-Dell-Workstations, Baujahr 2019, mit Wi-Fi 6 802.11ax bis 2400 MBit/s.
  • Ein Smartphone Samsung Galaxy Note 10+, Baujahr 2019, mit Wi-Fi 6 802.11ax bis 1200 MBit/s.
  • Ein Laptop Dell E6520, Baujahr 2012, mit Wi-Fi 4 802.11n bis 300 MBit/s.
  • Fritzbox 6660 Cable via Koaxialkabel an einem Vodafone-1000-Anschluss für Downloads bis knapp unter 1000 MBit/s netto.
  • Ein NAS Synology DS1618+ mit 10-GbE-LAN-Port.

Vor den WLAN-Messungen verbanden wir die 10-Gigabit-Netzwerkkarte unserer Dell-Workstation per LAN-Kabel über einen 10-GbE-Switch mit dem 2,5-GbE-Port des Internet-Zuspielers Fritzbox 6660 Cable. In diesem LAN-Only-Setup kamen über 900 MBit/s Netto aus dem Internet auf den Dell-Rechner. Das reichte völlig, wie sich im weiteren Testverlauf herausstellte.

Abbildung 4: Die Monitoring-Tools des Cisco-Meraki-Dashboards sind übersichtlich und einfach zu bedienen. Der Screenshot zeigt vier Ping-Tests und ganz unten eine Messung des Internetdurchsatzes.
Abbildung 4: Die Monitoring-Tools des Cisco-Meraki-Dashboards sind übersichtlich und einfach zu bedienen. Der Screenshot zeigt vier Ping-Tests und ganz unten eine Messung des Internetdurchsatzes.

Vor den Geschwindigkeitsmessungen probierten wir auch noch einige Troubleshooting-Tools aus der Meraki Cloud: Der Ping-Test etwa bescheinigte den zwei flinken Dell-Workstations gute Round-Trip-Zeiten von jeweils zwei Millisekunden in der Meraki-Funkzelle.

Der alte Dell-Laptop waren mit 57 ms und das moderne Samsung-Handy mit 56 ms im Netz präsent. Laut Dashboard kam das Internet via Vodafone-1000-Kabelanschluss über die Fritzbox 6660 mit 791 MBit/s Netto im Cisco Meraki MR55 an: Das war mehr Bandbreite, als wir für die weiteren WLAN-Messungen an Reserve benötigten. Zusätzlich stand zur Kontrolle noch das lokale NAS mit 10 GbE als Lieferant bereit.

Praxistest

Aufgrund der Einschränkungen hinsichtlich Kanalbandbreite und der weltweit nicht verfügbaren 8x8:8-Clients lässt sich der Cisco Meraki MR55 derzeit nicht bis an seine Leistungsgrenzen testen.

Abbildung 5: Der Cisco Meraki MR55 unterstützt maximal 80 MHz breite WLAN-Kanäle im 5-GHz-Band.
Abbildung 5: Der Cisco Meraki MR55 unterstützt maximal 80 MHz breite WLAN-Kanäle im 5-GHz-Band.

Es war also zu erwarten, dass unsere Workstations netto gut die Hälfte, also rund 600 MBit/s aus dem MR55 heraus holen würden. Tatsächlich schaffte die Testkonfiguration unter optimalen Bedingungen auf kurze Distanz zum MR55 und im gleichen Raum 605 MBit/s netto. Dabei hatten wir die anderen WLAN-Clients schon aus dem Cisco-Funknetz herausgenommen, damit sie den Durchsatz nicht behindern konnten.

Abbildung 6: Hier hat unsere Wi-Fi-6-Workstation gerade 605 MBit/s an Internet-Download aus dem Wi-Fi-6-AP Cisco Meraki MR55 herausgeholt.
Abbildung 6: Hier hat unsere Wi-Fi-6-Workstation gerade 605 MBit/s an Internet-Download aus dem Wi-Fi-6-AP Cisco Meraki MR55 herausgeholt.

Das Smartphone Samsung Galaxy Note10+ beherrscht 2-Stream-Wi-Fi-6 bis maximal 1200 MBit/s Brutto, sofern es 80 MHz breite Funkkanäle im 5 GHz Band nutzen kann. In einer guten Messung holte das Smartphone 666 MBit/s via Cisco Meraki MR55 aus dem Kabel-1000-Internet herunter.

Das ist circa zehn Prozent schneller als mit dem Intel-AX200-WLAN der Workstations und legt die Vermutung nahe, dass der MR55-AP sich mit dem 80 MHz Samsung-Handy ein bisschen besser versteht, als mit dem 160 MHz Intel-Funkchip im Dell-Rechner.

Abbildung 7: Hier kamen 666 MBit/s aus dem Internet über den Cisco Meraki MR55 AP auf das Samsung Galaxy Note 10+. Man beachte auch das winzige Wi-Fi-6-Symbol rechts oben in der Menüleiste.
Abbildung 7: Hier kamen 666 MBit/s aus dem Internet über den Cisco Meraki MR55 AP auf das Samsung Galaxy Note 10+. Man beachte auch das winzige Wi-Fi-6-Symbol rechts oben in der Menüleiste.

Das Wi-Fi 6 der Workstations liefert 2-Stream-Wi-Fi-6 bis maximal 2400 MBit/s Brutto, sofern sie 160 MHz breite Funkkanäle im 5-GHz-Band benutzen dürfen, was der MR55 aber nicht kann. Schnellere Wi-Fi-6-Clients gab es jedoch im Februar 2020 noch nicht zu kaufen. Netto schafften die beiden Dell-Rechner in unseren anderen Wi-Fi-6-Versuchen bereits kurze Peaks bis 1500 MBit/s an einer Fritz!Box 6660 und 1770 MBit/s an einem Wi-Fi-6-Router Asus GT-AX11000.

Beim Download von 50 Gigabyte großen Dateiordnern vom 10-Gigabit-NAS über den Cisco Meraki MR55 auf eine der Dell-Workstations mit Wi-Fi-6 im 5-GHz-Band ergaben sich Spitzen von 638 MBit/s und ein Schnitt von 606 MBit/s.

Beim Upload vom Dell-Rechner via MR55 auf das NAS waren es Spitzen bis 863 MBit/s, aber mit starken Schwankungen, was ebenfalls zu einem Schnitt knapp oberhalb 600 MBit/s netto führte.

Beim Verschieben der Testdateien zwischen den zwei identischen Dell-Workstations mit 802.11ax über den Cisco Meraki MR55 im 5-GHz-Band ergaben sich Spitzen von 377 MBit/s und ein Schnitt von 340 MBit/s.

Stellt sich zum Testschluss noch die Frage: ist der AP Cisco Meraki MR55 auch mit älteren WLAN-Standards kompatibel? Der Laptop Dell E6520 aus dem Jahr 2012 arbeitet serienmäßig mit einem WLAN-Modul Intel Centrino Ultimate-N 6300 AGN, also Wi-Fi 4 alias IEEE 802.11n. Die beste Durchsatzmessung via breitbandmessung.de attestierte dem Dell-Meraki-Gespann 288 MBit/s netto bei 2,4 GHz.

Energieaufnahme

Die Leistungsaufnahme des Cisco Meraki MR55 wird permanent im Dashboard angezeigt. Oft lag sie um die 14 Watt. Bei einer Kontrollmessung direkt an der lokalen 230-Volt-Steckdose waren es im Standby 11,44 Watt und beim Download einer Testdatei mit 666 MBit/s durch das Samsung Galaxy Note10+ 15,8 Watt. Das liegt im Rahmen des Erwarteten.

Abbildung 8: Leistungsaufnahme: Der Cisco Meraki MR55 konsumiert 11,44 Watt im Standby und 15,8 Watt bei mäßiger Last.
Abbildung 8: Leistungsaufnahme: Der Cisco Meraki MR55 konsumiert 11,44 Watt im Standby und 15,8 Watt bei mäßiger Last.

Pro und Contra WLAN-Cloud

WLAN-Cloud-Management ist stark im Kommen, weil es gerade für verteilte Organisationen sehr bequem und effizient zu administrieren ist: Wi-Fi-6-Basisstationen mit Cloud-Management gibt es unter anderem auch von Aerohive alias Extreme Networks, HPE Aruba, Huawei und Lancom Systems.

Die Vorteile eines WLAN-Gerätemanagements via Cisco-Cloud haben wir bereits beschrieben. Es gibt aber auch Nachteile: wenn aus irgendwelchen Gründen kein Internet anliegt, lässt sich die WLAN-Installation nicht mehr überwachen und schon gar nicht administrieren.

Die Settings, Tools und Statistiken im Dashboard sind gelungen, aber je nach Internetgeschwindigkeit und Cloud-Performance haben wir oft nervige Verzögerungen im Sekundenbereich bemerkt. Beispiel: Beim Performance-Test im Internet mit 666 MBit/s und dem Samsung-Smartphone wurde der Durchsatz grafisch erst mit deutlicher Verzögerung im entsprechenden Diagramm des Meraki-Dashboards sichtbar. Das fühlt sich an wie ein Ozeandampfer: man lenkt, aber das Schiff dreht erst viel später.

Für das Cloud-Management nennt Cisco einen Listenpreis von 300 US-Dollar netto pro Gerät für eine Drei-Jahres-Lizenz. Sie beinhaltet den Zugang zum Cisco-Meraki-Dashboard, Software Updates und Upgrades, Telefonsupport 24/7 und erweitere Gewährleistung. Lizenzen können für 1,3,5,7 oder 10 Jahre bezogen werden.

Fazit

Das WLAN-Management über die Cisco Cloud hat uns insgesamt gut gefallen. Der Spaß wird allerdings durch die Verzögerungen deutlich getrübt. Für diesen Artikel konnten wir nur einen Bruchteil der vielen Settings, Features, Tools und Möglichkeiten des Meraki-Dashboards für die WLAN-Cloud beschreiben.

Abbildung 9: Die Wi-Fi-6-Cloud-Flaggschiffe von Cisco Meraki heißen MR55 und seit Ende Februar 2020 auch MR56.
Abbildung 9: Die Wi-Fi-6-Cloud-Flaggschiffe von Cisco Meraki heißen MR55 und seit Ende Februar 2020 auch MR56.

Die Hardware des Cisco Meraki MR55 Access Points tut dagegen nur das Nötigste dessen, was man für einen Straßenpreis von 1.400 Euro inklusive Mehrwertsteuer für die Hardware erwarten darf. Wer zukunftssicher pilotieren oder Wi-Fi-6 gar schon in Mengen ausrollen will, sollte sich auch den kommenden Cisco Meraki MR56 anschauen. Dieser Access Point soll OFDMA nicht nur im Download, sondern auch im Upload beherrschen, letzteres kann der MR55 nicht. Die jüngste WLAN-Verschlüsselungstechnologie WPA3 haben wir ebenfalls vergeblich im MR55-Dashboard gesucht. Es gibt also noch Steigerungspotenzial beim Cisco-WLAN.

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