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Cerabyte will Speicherung von Cold Data revolutionieren

Cerabyte möchte die langfristige Speicherung von Daten grundlegend neu gestalten. Hierfür entwickelt das deutsche Start-up einen Glasdatenträger mit Keramikbeschichtung.

Laut IDC machen unstrukturierte Daten rund 80 Prozent aller gespeicherten Daten aus. Die Aufbewahrung dieser kalten Daten (Cold Data), also inaktive unstrukturierte Daten auf die nur selten zugegriffen wird, stellen Speicherinfrastrukturen vor Herausforderungen.

Gleichzeitig sind sie ein Energiefresser: 2022 verbrauchten Rechenzentren laut einer Studie des Borderstep Instituts (PDF) rund 17,9 Milliarden kWh. Das Wachstum der Datenberge wird dabei von Protokollen, IoT-Geräten, soziale Medien, Sensoren, Metadaten, Suchmaschinenanfragen, aber auch Videos und Bildern angetrieben.

Cerabyte entwickelt Ceramic Nano Memory

Das deutsche Start-up Cerabyte bietet mit der Entwicklung des keramisch beschichten Glasdatenträgers Ceramic Nano Memory eine Lösung für Cold Data an. Das Unternehmen verfügt über eine Technologie, die mikroskopisch kleiner Löcher in eine keramische Schicht auf einem Glasträger erzeugt. Die Löcher werden mit Femtosekunden-Laserpulsen in einem QR-Code-ähnlichen Format angelegt, wobei die Abfolge der Löcher und Nicht-Löchern binären Code entspricht.

Der Glasträger kann beidseitig beschichtet werden, um die Datenkapazität zu erhöhen, und es können mehrere Glasdatenträger in einer Datenkassette gestapelt werden. Pro Laserpuls werden 2 Millionen Bits geschrieben, pro Glasseite lassen sich derzeit 1 Gigabyte Daten speichern.

Im Demosystem sind derzeit 1 Petabye pro Rack möglich. Dieses hat den Formfaktor eines Rechenzentrums-Racks. Die Schreib- und Lesegeschwindigkeit hängt von der Dichte des QR-Codes ab. Die keramische Beschichtung hat eine anfängliche Dicke von 50 bis 100 Atomen und soll resistent gegen Feuer, Kälte, Wasser, Strahlung, Elektrizität und andere Einflüsse sein, die Daten auf Bändern, Festplattenlaufwerken und SSDs zerstören können.

Christian Pflaum, Cerabyte
Abbildung 1: Christian Pflaum, CEO und Gründer von Cerabyte ist überzeugt, dass die entwickelten Datenträger elektronischen Abfall und den Energieverbrauch von Rechenzentren weltweit deutlich reduzieren.

Laut Christian Pflaum, Gründer und CEO von Cerabyte, ist zum Beispiel ein Speichersystem möglich, das aus Bibliothekssystemen und Schreib-Lese-Racks besteht, wobei die Steckmodule mit den Glasdatenträgern mit Robotern vom Bibliothekssystem zum Schreib-Lese-Rack transportiert werden.

Glasdatenträger sparen 99 Prozent Energie ein

„Die Glasträger halten praktisch ewig und benötigen, sobald sie sich in ihren Kassetten befinden, keine elektrische Energie zur Kühlung oder Datenpflege. Im Gegensatz zu Bandlaufwerken, die neu versilbert werden müssen, benötigen diese Träger außerdem keine Auffrischung“, erklärt Pflaum.

Damit ließen sich 99 Prozent Energie- und 75 Prozent Kosteneinsparungen erzielen. Gleichzeitig sind die Glasdatenträger recycelbar, so dass auch weniger Müll als bei klassischen Datenträgern anfällt, die alle fünf bis sieben Jahre ausgetauscht werden müssen.

Aktuell sucht Cerabyte nach Möglichkeiten, seine Technologie auf den Markt zu bringen. Hierfür sieht das Start-up drei Optionen: Risikokapital, eine Partnerschaft mit einem Anbieter von Bandbibliotheksystemen oder eine gemeinsame Entwicklung mit einem Großanwender, zum Beispiel einer Forschungseinrichtung.

„Für uns kommen große wissenschaftliche Forschungseinrichtungen wie das CERN für eine gemeinsame Entwicklung in Frage. Staatliche Einrichtungen sind eine zweite Möglichkeit. Sie können bei der Finanzierung der Produktentwicklung helfen und erhalten hierfür einen Anteil an den laufenden Verkäufen“, sagt Pflaum. Erste Reaktionen von potenziellen Partnern seien bisher positiv gewesen.

Cerabyte stellte seine Storage-Lösung im Rahmen der IT Press Tour (in San Francisco und der Bay Area) vor, die mehrmals im Jahr Besuche bei Start-ups und IT-Unternehmen organisiert.

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