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Amplifyre matcht Unternehmen kostenlos mit IT-Agenturen
Der Fachkräftemangel und die Tendenz zu projektbezogenem Arbeiten führen dazu, dass Unternehmen IT-Projekte outsourcen. Oft ist es aber schwer, die richtige IT-Agentur zu finden.
Softwareprojekte nehmen einen immer größeren Raum in der Strategie vieler Unternehmen ein – auch solcher, die nicht in der IT-Branche tätig sind. Online-Portale, Cloud-native und mobile Apps verbessern die Kundenerfahrung, helfen bei der Abstimmung mit Partnern oder bei der internen Zusammenarbeit.
Doch viele Unternehmen verfügen nicht über das notwendige Personal, um diese Software zu entwickeln und auch nicht über die Ressourcen, neue Mitarbeiter dafür anzustellen. Oft würde sich das schon allein deshalb nicht lohnen, weil nach Abschluss des Projekts nicht mehr genug Arbeit anfällt, um die dauerhafte Anstellung eines Entwicklers zu rechtfertigen.
In solchen Fällen ist das Auslagern des Projekts auf eine Agentur hilfreich, mit der zeitweise – oder für Administrationsaufgaben dauerhaft – das IT-Projekt durchgeführt wird. Diese Vorgehensweise ist auch als IT-Outsourcing bekannt. Doch der Markt dafür ist mittlerweile stark gewachsen und ausdifferenziert. ComputerWeekly.de hat im Interview mit David Turewicz, Gründer von Amplifyre, über das Thema Outsourcing gesprochen.
Die Wahl des richtigen Outsourcingpartners ist wichtig – und schwer umzusetzen
„Die Suche nach dem richtigen Outsourcinganbieter verläuft oft chaotisch“, sagt David Turewicz. „In der Regel wählen Unternehmen ihren Partner auf der Basis von Empfehlungen anderer Unternehmen oder ihrer eigenen Internetrecherche.“ Das kann funktionieren, doch wenn die Kulturen, Visionen, und Fähigkeiten der Agentur nicht zum Projekt passen, erhöht das die Gefahr des Scheiterns.
Amplifyre ist 2020 mit einer Plattform online gegangen, die verspricht, Unternehmen mit den richtigen Softwaredienstleistern zusammenzubringen. Nach Angaben des Anbieters sind mittlerweile über 300 IT-Agenturen weltweit, aber vor allem aus Europa, in der Datenbank zu finden. Interessenten können auf der Seite von Amplifyre einen Fragebogen zum geplanten Projekt, aber auch zur eigenen Unternehmenskultur ausfüllen – Sie erhalten dann nach bis zu zwei Tagen Matching-Vorschläge mit zwei potenziellen Softwarepartnern.
Wer mehr Informationen braucht, kann für 290 Euro vier Matches erhalten. „Unser Fragebogen basiert auf einigen Jahren Erfahrung in diesem Bereich. Wir berücksichtigen eine Vielzahl an Faktoren, darunter Industrie, Größe, Projekttyp und außerdem Unternehmenskultur, wobei wir uns an wissenschaftlichen Studien orientieren“, sagt David Turewicz.
Die Vorschläge werden im Backend von einem Algorithmus erstellt, der möglichst passende Angebote zu den Anforderungen des Projekts findet. Zusätzlich gibt es eine manuelle Kontrolle durch einen Amplifyre-Mitarbeiter. Kunden können anschließend entweder die vorgeschlagenen Firmen direkt kontaktieren, oder sie nutzen weiter das Amplifyre-Portal für die Koordination des Projekts. Das ist im kostenlosen Funktionsumfang enthalten. Daneben lassen sich Consultant-Leistungen und Beratung zu den erhaltenen Matches kostenpflichtig zubuchen.
Bessere Transparenz durch Amplifyre?
Bei so viel kostenlosen Angeboten stellt sich die Frage, wie Amplifyre seine Services finanziert und ebenso stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien die Plattform entscheidet, welche Anbieter in den Katalog aufgenommen werden und ob ihre Selbstauskunft korrekt ist. Nur, weil eine IT-Agentur im Fragebogen angibt, sie könne zum Beispiel ein IoT-Projekt (Internet of Things, Internet der Dinge) umsetzen, heißt das noch lange nicht, dass dem so ist.
„Besonders in der Softwareentwicklung dauert es, bis ein Unternehmen ausgereifte Unternehmensprozesse entwickelt hat. Reife ist ein entscheidender Faktor für die Bewertung einer IT-Agentur.“
David Turewicz, Amplifyre
Im Gespräch mit ComputerWeekly.de erklärte David Turewicz, die Beurteilung erfolge im persönlichen Kontakt, bei dem er und seine Mitarbeiter die Kultur der jeweiligen Agentur kennenlernen und deren Erfahrungsschatz besser beurteilen könnten.
Das bringt in das Matching, das oberflächlich betrachtet als technisch getriebener, objektiver Prozess daherkommt, eine persönliche Perspektive ein und durch die subjektiven Entscheidungskriterien ein gewisses Maß an Intransparenz. Es wirft auch Fragen nach der Skalierbarkeit der Plattform auf.
Außerdem basiert das Geschäftsmodell von Amplifyre auf Vermittlungsgebühren, die von den Softwareunternehmen getragen werden. Nach Angaben von Amplifyre werden Daten zu Anfragen und Matchings zwar erhoben – um die Erfolgsquote zu verbessern – diese Daten würden jedoch nicht an Dritte verkauft.
Wer den Service kostenlos nutzt, sollte sich also darüber klar sein, dass er aus Sicht von Amplifyre nur sekundär ein Kunde ist. Der eigentliche Kunde ist der Partner, an den er vermittelt wird. Das muss ihm natürlich nicht zum Nachteil gereichen, denn letztlich sind beide Seiten auf gute Matches angewiesen, aber es bedeutet, dass das Tool die eigene Recherche nicht ersetzen sollte, sondern eine sinnvolle Ergänzung zu dieser ist.
Fazit
Bei alledem sollten Unternehmen auf der Suche nach einem IT-Outsourcingdienst nicht vergessen, dass sie, wenn sie einen Consultant anheuern, von diesem auch nicht die volle Transparenz darüber erhalten, nach welchen Kriterien er sie an Dienstleistungen vermittelt – wenn er das überhaupt tut. Amplifyre schöpft sehr wahrscheinlich aus einem größeren Pool von Anbietern, als der Consultant oder das eigene berufliche Netzwerk das leisten können. Es ist guter Ausgangspunkt für die Suche nach dem richtigen Partner.