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AWS Summit Berlin 2024: souveräne Cloud mit neuer Region

AWS rückte ein Thema in den Mittelpunkt des Summit in Berlin: ab Ende 2025 gibt es mit Brandenburg eine neue Region, die digitale Souveränität für europäische Kunden bieten soll.

Der AWS Summit Berlin, die jährlich stattfindende Veranstaltung von Amazon Web Services (AWS), fand dieses Jahr am 15. und 16. Mai wie auch in den vergangenen Jahren in der Eventlocation Station Berlin statt.

Wie schon in den letzten Jahren versammelten sich Tausende von Entwicklern, IT-Profis und Unternehmensführern, um die neuesten AWS-Produkte, -Dienste und -Strategien zu entdecken und zu diskutieren. Bei sommerlichen Temperaturen war der Besucherandrang dieses Jahr mit über 10.000 Besuchern groß – zumal die Veranstaltung dank Sponsorings der Aussteller kostenfrei angeboten wird.

Neue AWS-Region Brandenburg und souveräne Cloud

Insbesondere zwei Themen standen beim AWS Summit im Vordergrund. So kündigte Stefan Höchbauer – seit letztem Jahr Managing Director für Deutschland und Mitteleuropa bei AWS – die Eröffnung der neuen Region in Brandenburg bis Ende 2025 an. Dabei will AWS bis zu 7,8 Milliarden Euro in die Region investieren. AWS verspricht die Schaffung einer souveränen Cloud für Europa und zieht damit seinen Mitbewerbern Google und Microsoft nach.

Bereits heute können Kunden ihre strengen Sicherheits-, Souveränitäts- und Datenschutzanforderungen mit den AWS-Regionen erfüllen. So ist das AWS Nitro System so konzipiert, dass strikte Beschränkungen gelten und niemand, auch nicht AWS selbst, auf die Workloads oder Daten von Kunden zugreifen kann. Die neue unabhängige Cloud für Europa soll Kunden aus dem öffentlichen Sektor und stark regulierten Industrien dabei unterstützen, spezifische gesetzliche Anforderungen an den Ort der Datenverarbeitung und an den Betrieb der Cloud zu erfüllen.

Damit haben Kunden eine zusätzliche Wahl, um Anforderungen an den Ort der Datenverarbeitung, die betriebliche Autonomie und die operative Souveränität zu erfüllen. Das Geld soll bereits ab nächstem Jahr und bis insgesamt 2040 in die Region fließen und somit die AWS European Sovereign Cloud in Brandenburg schaffen. Ziel dieser Investition ist es laut AWS, das insbesondere europäische Bedürfnis nach digitaler Souveränität zu unterstützen.

Die Keynote-Sprecher nannten auf dem Summit auch nähere Details zur Cloud-Souveränität: sie bezeichnet die Fähigkeit eines Unternehmens oder einer Organisation, die vollständige Kontrolle und Souveränität über ihre Daten und IT-Infrastruktur in der Cloud zu behalten. Dies umfasst die Kontrolle über den physischen Standort der Daten, den Zugang zu diesen Daten sowie die Einhaltung gesetzlicher und regulatorischer Anforderungen – dies betrifft insbesondere die Datenhoheit, den Datenschutz und die Datensicherheit, regulatorische Konformität sowie Transparenz und Kontrolle. Durch die geplanten AWS-Investitionen sollen in den nächsten Jahren insgesamt 2.800 Vollzeitstellen bei regionalen Unternehmen geschaffen werden.

Auch der brandenburgische Wirtschaftsminister Prof. Dr. Jörg Steinbach stimmte zu: „Eine funktionierende, verlässliche und sichere Infrastruktur ist die wichtigste Voraussetzung für eine zunehmend digitalisierte Wirtschaft und Gesellschaft. Brandenburg schreitet hier voran.“ Dabei habe die Landesregierung wichtige Maßnahmen ergriffen, um Investitionen in moderne und nachhaltige Rechenzentren in Brandenburg zu fördern und somit den Wirtschaftsstandort zu stärken. Sichere Cloud-Computing-Dienste sind für die Wirtschaft essenziell.

Wie in jeder Keynote hat AWS ausgewählte deutsche Kunden in den verschiedenen Segmenten kurz vorgestellt. Dieses Jahr wurden beispielsweise aus dem Bereich Manufacturing und Industries BMW genannt, im Financial-Bereich MunichRe und SwissLife, in der Medienbranche Axel Springer, Telefonica in der Telekomminkationsbranche oder aktuell mit generativen Technologien die Deutsche Bundesliga.

Generatie KI: AWS erklärt Technologie-Stack

Neben der Ankündigung der neuen Region stand das Thema generative KI im Vordergrund. Zu diesem Thema kam Mindy Ferguson, VP, Streaming & Messaging bei AWS, auf die Bühne.

Mindy Ferguson auf dem AWS Summit Berlin 2024
Abbildung 1: Mindy Ferguson sprach auf Ihrer Keynote vor allem über das Thema generative KI.

In ihrem Vortrag gab sie zuerst einen Abriss über die technologischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Sie begann mit der Erfindung des Transistors, kam anschließend auf die Entwicklung des TCP/IP-Protokolls zu sprechen und leitete daraufhin auf das Zeitalter des Cloud Computing, das maßgeblich von AWS geprägt wurde. Seit letztem Jahr ist nun mit KI und seinen Foundation-Modellen und generativer KI ein wiederum neues Zeitalter angebrochen. Wie die anderen Hyperscaler schickt sich AWS an, seinen Kunden all die notwendigen Technologien bereitzustellen, damit KI alle Industrien revolutionieren kann.

AWS nutzte die Konferenz, seine Vision samt bereits bekannten Technologie-Stacks der deutschen Zuhörerschaft zu erklären:

Oben im Stack steht Amazon Q – ein Arbeitsassistent, der Mitarbeitern bei Aufgaben wie dem Zusammenfassen von Dokumenten, dem Ausfüllen von Tickets und dem Beantworten von Fragen zu Unternehmensrichtlinien hilft. Der bereits im letzten Jahr angekündigte Chatbot ist mit Produkten wie Microsofts Copilot, Googles Gemini und ChatGPT vergleichbar.

Bei der Erstellung von generativen Anwendungen soll Amazon Bedrock unterstützen. Bedrock ist ein vollständig verwalteter Service, der über eine API Zugriff auf leistungsstarke Basismodelle von führenden KI-Unternehmen wie AI21 Labs, Anthropic, Cohere, Meta, Mistral AI, Stability AI und Amazon zur Verfügung stellt. Der Service umfasst Funktionen, die für die Entwicklung generativer KI-Anwendungen mit Fokus auf Sicherheit, Datenschutz und verantwortungsvoller KI erforderlich sind. Mit Amazon Bedrock können Nutzer einfach mit Top-Modellen experimentieren, sie für spezifische Anwendungsfälle anpassen und Agents erstellen, die Aufgaben mithilfe von Unternehmenssystemen und Datenquellen ausführen. Da der Service serverlos ist, entfällt die Verwaltung der Infrastruktur. Generative KI-Funktionen lassen sich sicher in Anwendungen integrieren und bereitstellen, wobei vertraute AWS-Services genutzt werden können.

Auch auf die Zusammenarbeit mit Anthrophic kam AWS zu sprechen. Amazon hat bereits im März eine Investition von vier Milliarden Dollar in Anthropic abgeschlossen. Nun können Kunden die Claude 3-Modelle von Anthropic auf Amazon Bedrock nutzen und somit ihre generative KI-Reise beschleunigen. Im Rahmen einer strategischen Partnerschaft nutzt Anthropic AWS als primären Cloud-Anbieter und setzt AWS Trainium und Inferentia Chips für die Entwicklung seiner Modelle ein. Die leistungsstarken Claude 3-Modelle übertreffen andere KI-Modelle in Bereichen wie Logik, Mathematik und Programmierung.

Ausgeführt werden kann dies alles auf hauseigenen Chipsätzen, die AWS wie schon in den letzten Jahren technologisch weiter für KI-Arbeitslasten optimiert. Alternativ können Kunden bewährte NVIDIA-Chips in der AWS-Cloud nutzen. Hierbei baut AWS bekanntermaßen die schon seit 13 Jahren bestehende Partnerschaft mit NVIDIA aus, um seinen Kunden kontinuierlich leistungsstarke, kostengünstige und flexible GPU-basierte Lösungen zu liefern.

Auch Kunden waren im Fokus der Konferenz. So konnte die CIO der TUI Airline – Isabelle Droll – im Rahmen der Keynote ihre Cloud-native TUI Plattform samt ihrer vollumfänglich vernetzten und End-zu-End personalisierten KI-Umgebung präsentieren. Adobe dagegen konnte vermelden, dass schon über 6,5 Milliarden Bilder mit KI generiert worden sind. Aber auch Start-ups arbeiten mit AWS. So nutzt das Berliner Robotics-Startup N Robotics AWS um ihre autonomen Roboter zu verwalten und zu orchestrieren.

Viele Sessions und große Expo

Wie schon in den vergangenen Jahren gab es auch dieses Jahr wieder viele Sessions. In insgesamt neun Breakout Rooms, einer dedizierten Start-up Stage, einen Track für Women in the Cloud, einer Public Sector Area, der Automotive Garage, einem Training und Certification Track sowie einer Community Stage wurden den Teilnehmern ein vielfältiges Angebot gemacht. Auch hier war das Thema generative KI prominent vertreten. Insgesamt hatten Teilnehmer so die Auswahl an über 150 Vorträgen. Wie schon in den letzten Jahren war auch die Expo sehr gut besucht. Mit knapp 100 Ausstellern hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, mit vielen Partner-Herstellern, Dienstleistern oder Trainings-Anbietern ins Gespräch zu kommen.

Über den Autor:
Dr. Guido Söldner ist Geschäftsführer und Principal Consultant der Söldner Consult GmbH. Seine Themenschwerpunkte liegen in den Bereichen Cloud-Infrastruktur, Automatisierung und DevOps sowie Kubernetes. Er verfügt über langjährige Erfahrung mit VMware Automatisierung sowie der AWS Cloud und hat sich in den letzten Jahren insbesondere auf die Google Cloud sowie Microsoft Azure spezialisiert.

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