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802.11ax-Test: Wi-Fi-5-Fritz!Box versus Wi-Fi-6-Asus-Router

Der Vergleich einer herkömmlichen Fritz!Box 7590 mit WLAN nach 802.11ac Wave 2 mit einem ersten 802.11ax-WLAN-Router Asus RT-AX88U zeigt Unterschiede und Gemeinsamkeiten.

Im ersten Artikel der Serie haben wir uns mit den Vorteilen des neuen WLAN-Standards IEEE 802.11ax (Wi-Fi 6) beschäftigt. Ein Mess- und Funktionsvergleich soll Unterschiede und Gemeinsamkeiten der bisherigen WLAN-Gattung Wi-Fi 5 und der neuen Generation Wi-Fi 6 an zwei ganz konkreten Produktbeispielen aufzeigen:

Der weithin bekannte Router Fritz!Box 7590 funkt im Standard 4x4-Stream-IEEE 802.11ac-Wave-2, alias Wi-Fi 5. Der neue Asus RT-AX88U läutet schon die nächste WLAN-Ära ein und funkt 4x4-Stream-802.11ax, alias Wi-Fi 6.

WLAN-Geschwindigkeit bei 5 GHz

Im konkreten Test zeigt die Fritz!Box 7590 in ihrem Konfigurationsmenü bis zu 1733 MBit/s Brutto an. Der neue Wi-Fi-6-Funker Asus RT-AX88U meldet 4804 MBit/s: Das ist ein Brutto-Steigerungsfaktor von 2,77.

Netto konnten wir der Fritz!Box knapp 1000 MBit/s entlocken. Der neue Asus-AX-Funker schaffte fast 2500 MBit/s. Er ist somit auch netto mehr als doppelt so schnell wie das 802.11ac-Modell: Netto-Steigerungs-Faktor 2,5.

Oben der Wi-Fi-5-Router AVM Fritz!Box 7590, unten der Wi-Fi-6-Router Asus RT-AX88U (Foto: Harald Karcher).
Abbildung 1: Oben der Wi-Fi-5-Router AVM Fritz!Box 7590, unten der Wi-Fi-6-Router Asus RT-AX88U.

Doch Vorsicht: Derart hohe Netto-Peaks kommen nur im 5 GHz-Band unter optimalen Bedingungen zustande, bei direkter Sicht zwischen zwei Geräten, auf kurze Distanz von gut zwei Metern.

Außerdem dürfen keine Wände, keine Decken, und keine starken Störer dazwischenkommen. Zudem braucht man für solche Spitzenwerte zwei gleich starke 802.11ax-WLAN-Geräte, die beide mit vier Dualband-Antennen und mit 160 MHz Kanalbandbreite funken.

Weil es beim Test im Dezember 2018 noch keine 4x4-Stream-11ax-Clients gab, mussten wir zwei identische 4x4-11ax-Asus-Router gegen sich selber testen: Davon war einer im Router- und einer im Bridge-Modus konfiguriert.

Wird ein 4000-MBit/s-schneller Wi-Fi-6-Router nun mit herkömmlichen Wi-Fi-5-4-3-2-1-Client-Geräten wie PC, Laptop oder Handy verbunden, dann erreicht er natürlich weniger Geschwindigkeit als im schnellsten 802.11ax-Modus. Die meisten Windows-Notebooks sind nämlich noch auf 866 MBit/s Brutto im 5-GHz-Band limitiert, weil sie meist nur zwei WLAN-Antennen verwenden und diese auch nur im 2x2-Stream-11ac-Modus ansteuern können. Ähnliches gilt für die meisten Handys und Tablets. Ab Frühling 2019 sind jedoch schnelle 802.11ax-Clients in Sichtweite.

WLAN-Speed bei 2,4 GHz

Im 2,4-GHz-Band meldet die Fritz!Box 7590 im besten Falle 800 MBit/s brutto und schafft faktisch weniger als 400 MBit/s netto. Der Asus RT-AX88U meldet bei 2,4 GHz maximal 1148 MBit/s brutto und bringt weniger als 600 MBit/s netto. Im 2,4-GHz-Band liegt der Geschwindigkeitszuwachs von der Wi-Fi-5-Box 7590 zum Wi-Fi-6-Router Asus RT-AX88U damit netto etwa beim Faktor 1,5. Der Geschwindigkeitsfortschritt ist also nicht so krass wie im 5-GHz-Band.

Drei LAN-Kabel zwischen Rechner und Router

Will man zwei herkömmliche Fritz!Boxen 7590 gegen sich selber testen, dann verbindet man jede über jeweils ein einziges LAN-Kabel mit einem freien 1000-MBit/s-Ethernet-Port an zwei flotten Rechnern. Danach jagt man Testdateien zwischen den zwei Rechnern über die Luft hin und her. Da die Fritz!Box 7590 zwar 1733 MBit/s brutto, aber bestenfalls knapp 1000 MBit/s netto erreicht, wird ihr Netto-Speed an den 1000-MBit/s-LAN-Ports der beteiligten Router und Rechner nicht weiter herunter gebremst.

Ganz anders bei 802.11ax: Zwei Asus RT-AX88U können netto fast 2500 MBit/s übertragen. Also bauen wir in beide Testrechner je drei Gigabit-Netzwerkkarten ein und schließen jeden Asus-RT-AX88U-Router über drei LAN-Kabel an. So können bis zu dreimal 1000 MBit/s (also insgesamt 3000 MBit/s) durch die Rechner-Ports gehen: Der Engpass ist umgangen.

Der Asus RT-AX88U hat schon ab Werk acht freie 1000-MBit/s-LAN-Buchsen. Da müssen wir nichts nachrüsten. Zudem beherrscht er Link-Aggregation nach IEEE 802.3ad. So etwas hat und braucht die Fritz!Box 7590 nicht, weil beim 1733-MBit/s-11ac-Funk ja sowieso nicht mehr als 1000 MBit/s netto durch die Schnittstellen gehen müssen.

10-Gigabit-Ports an 802.11ax-Routern?

Schöner wäre es natürlich, wenn der Asus RT-AX88U mindestens noch einen 2,5-, 5- oder 10-Gigabit-LAN-Port hätte. Dann könnte man den High-Speed-Router über ein einziges CAT7-Netzwerkkabel mit einem 10-GBit/s-Multi-Speed-fähigen Rechner verbinden. 10-GBE-Nachrüstkarten für PCs gibt es schon unter 100 Euro. Profi-Workstations besitzen einen 10-GBE-Port meist schon ab Werk.

Bringt 802.11ax mehr Reichweite?

Wir haben unser Testgebäude über vier Stockwerke hinweg mit ganz normalen 2x2-11ac-WLAN-Smartphones und Notebooks durchwandert: Egal ob die herkömmlichen 866-MBit/s-WLAN-Clients nun mit dem neuen 802.11ax-Router von Asus oder mit dem alten 802.11ac-Router von AVM verbunden waren: hinter der zweiten Betondecke riss der WLAN-Kontakt zwischen Router und Client immer ab.

Bis zu 60 Geräte im WLAN

Das Hauptanliegen von 802.11ax ist es nicht, einem einzelnen Client die volle Geschwindigkeit von 4800 MBit/s alleine zu geben, sondern eine größere Anzahl von WLAN-Client-Geräten in der Summe besser zu versorgen, als das mit 802.11ac bisher möglich war.

Asus empfiehlt, maximal 60 WLAN-Geräte mit dem RT-AX88U zu verbinden. Das kann in einem Großraumbüro oder Konferenzraum schnell zusammenkommen.

Und wie viele WLAN-Geräte verträgt eine Fritz!Box 7590 nun, bevor sie in die Knie geht? AVM sagt: „>40-60 Geräte“. Dies sei aber nur eine „ungefähre Richtgröße, das hängt vor allem auch von der Art des Traffics ab, ein Idle-Client braucht weniger Airtime als ein sehr aktiv übertragender Client“.

Sechs Gast-SSIDs

Mit wenigen Mausklicks lässt sich in der AVM 7590 ein Gäste-WLAN mit einem gesonderten SSID-Netzwerknamen anlegen. Verzichtet man auf eine Single-SSID, kann man sogar zwei Gastnetze anlegen: eines bei 2,4 GHz und eines bei 5 GHz.

Beim Asus RT-AX88U konnten wir sogar sechs Gastnetze mit sechs Netzwerk-SSIDs aufspannen: Je drei bei 2,4 GHz und nochmal drei bei 5 GHz.

Wechselantennen

Beide Router, AVM wie ASUS, haben jeweils vier WLAN-Dualband-Antennen. In der Fritz!Box 7590 sind die Antennen versteckt montiert. Ein Austausch ist nicht vorgesehen.

Beim Asus RT-AX88U sind dagegen alle vier Antennen extern angeschraubt, somit sehr leicht und schnell gegen andere Modelle austauschbar, die man im Internet in vielen Varianten finden kann: Etwa Antennen mit starker Richtwirkung, anstelle der verbauten Rundumstrahler.

Acht LAN-Ports

Die Fritz!Box 7590 hat vier gelbe Gigabit-LAN-Ports, etwa für Geräte, die man nicht über WLAN anschließen will, oder nicht kann, weil sie kein eigenes WLAN haben. Der Asus RT-AX88U hat sogar acht Gigabit-LAN-Ports mit Link-Aggregation nach IEEE 802.3ad.

Acht Gigabit-LAN-Ports sind ja schön, aber in künftigen 802.11ax-Routern wünschen wir uns auch mindestens einen 2,5- oder 5- oder 10-Gigabit-Port, damit man die Verbindung zwischen 11ax-Router und Hauptrechner nicht über drei einzelne 1-Gigabit-LAN-Kabel herstellen muss.

64-bit-Quad-Core-CPU

Die Fritz!Box 7590 hat einen Intel AnyWAN GRX550-2000 Chip mit 1 GHz Taktfrequenz als Haupt-CPU verbaut. Beim Asus steckt eine 64-bit-Quad-Core-CPU Broadcom BMC4908 mit 1,8 GHz Taktfrequenz unter der Haube.

Als RAM nutzt die Fritz!Box 512 MByte DDR3, der Asus das Doppelte, also ein GByte DDR3. Beim Flash-Speicher gönnt sich die Fritz!Box ebenfalls 512 MByte, die unter anderem für die Sprachaufzeichnungen des Anrufbeantworters benötigt werden. Der Asus-Router hat keinen Anrufbeantworter und kommt deshalb mit dem halben Speicher aus: 256 MByte Flash.

Innenleben eines Wi-Fi-6-Routers Asus RT-AX88U. Unter den bereits abgeschraubten Kühlplatten sieht man drei fingernagelgroße Prozessoren: Links der Ethernet-Switch Broadcom BCM53134. Mittig die Haupt-CPU Broadcom BMC4908. Rechts der WLAN-Chip Broadcom BCM43684
Abbildung 2: Innenleben eines Wi-Fi-6-Routers Asus RT-AX88U. Unter den bereits abgeschraubten Kühlplatten sieht man drei fingernagelgroße Prozessoren: Links der Ethernet-Switch Broadcom BCM53134. Mittig die Haupt-CPU Broadcom BMC4908. Rechts der WLAN-Chip Broadcom BCM43684

WLAN-Chip: Qualcomm versus Broadcom

In der Fritz!Box sitzt vorne mittig ein Qualcomm QCA9984 auf der Platine, der bei 5 GHz Link-Raten bis zu 1733 MBit/s unterstützt. Beim Asus-Router ist ein Broadcom BCM43684 verbaut, der bei 5GHz bis auf 4804 MBit/s Brutto hochfahren kann.

DSL-Modem und DECT-Telefonie

Die Fritz!Box 7590 hat ein flottes DSL-Modem, das unter anderem VDSL-50, VDSL-100 sowie Super-Vectoring 35b bis zu einer Geschwindigkeit von 300 MBit/s beherrscht. Daneben unterstützt sie auch Telefonie, von ganz alt bis ganz modern: 2x analog, 1x ISDN, 6x DECT. Alles in einem Gehäuse mit nur einem gemeinsamen Netzteil. So eine All-In-One-Komplett-Lösung kann und will der 802.11ax-Funker von Asus nicht bieten.

Stromverbrauch und Hardwareschalter

Mit aktiviertem WLAN, aber noch ohne Datenverkehr, hat die Fritz!Box 7590 etwa 8 Watt Leistungsaufnahme. Beim Asus RT-AX88U waren es knapp 9 Watt. Da bei der 7590 auch schon die DECT-Basisstation aktiviert war, schneidet die Fritz!Box in Sachen Stromverbrauch gut ab.

Einen echten Netzschalter sucht man an der Fritz!Box 7590 vergebens. Der Asus RT-AX88U hat einen und das ist praktisch, wenn man das Gerät mal schnell abschalten will.

Einen Hardware-Taster zum ein- und ausschalten des WLANs haben dagegen beide Router. Auch WPS lässt sich an beiden Routern per Hardware antippen. Sogar die vielen LEDs kann man beim Asus RT-AX88U mit einem Hardware-Taster abschalten.

Abbildung 3: Vergleich eines typischen Wi-Fi-5-Routers AVM Fritz!Box 7590 mit einem der ersten lieferbaren Wi-Fi-6-Router Asus RT-AX88U (Quelle: Harald Karcher).
Abbildung 3: Vergleich eines typischen Wi-Fi-5-Routers AVM Fritz!Box 7590 mit einem der ersten lieferbaren Wi-Fi-6-Router Asus RT-AX88U.

Preisvergleich

Die Wi-Fi-5-Fritz!Box 7590 konnte man Anfang 2019 für gut 210 Euro im Internethandel finden. Der Wi-Fi-6-Router Asus RT-AX88U war für gut 330 Euro zu haben.

Fazit

Wer schon Anfang 2019 die neue Funkpower von Wi-Fi 6 alias IEEE-802.11ax ausprobieren will, kann mit einem Asus RT-AX88U in die neue Ära starten. Allerdings braucht man gleich Zwei von dieser Sorte – an jedem Client einen –, wenn man die volle Geschwindigkeit von 4x4-802.11ax bis 4804 MBit/s Brutto schon heute auskosten will. Passende WLAN-Endgeräte mit ebenbürtiger 4x4-802.11ax-Hardware sollen 2019 ebenfalls auf den Markt kommen. Insofern kann ein 802.11ax-Router wie der Asus RT-AX88U seinen vollen Nutzen erst in der nahen Zukunft ganz entfalten.

AVM will noch keinen Starttermin für die erste Wi-Fi-6-Fritz!Box mit 802.11ax nennen. Begründung: „Es gibt ja noch gar keine 11ax-Clients“.

Im dritten Teil dieser WI-FI-6-Reihe zeigen wir die ersten 802.11ax-Enterprise-WLAN-APs und Einschätzungen von 802.11ax-Anbietern wie Cisco, HPE-Aruba, Huawei und Ruckus.

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