Vier-Augen-Prinzip
Was ist das Vier-Augen-Prinzip?
Das Vier-Augen-Prinzip oder die Vier-Augen-Kontrolle kann in unterschiedlichsten Bereichen als Absicherung zum Einsatz kommen. Es besagt, dass zwei Personen eine bestimmte, kritische Tätigkeit oder Entscheidung bestätigen müssen. Im englischen Sprachraum ist in diesem Fall auch von der two-man-rule oder two-person-rule die Rede.
Mit der Implementierung des Vier-Augen-Prinzips in Prozesse auf unterschiedlichster Ebene, können im Hinblick auf die Cybersicherheit auch Angriffe aus den Bereichen Phishing, Deepfakes und Social Engineering in den Risiken minimiert werden. Gelingt es einem Angreifer ein potenzielles Opfer zu einer bestimmten Handlung zu verleiten, kann das Vier-Augen-Prinzip dafür sorgen, dass die Hürde für den Angriff deutlich höher liegt. Auch im Bereich der digitalen Forensik kann dieses Verfahren beispielsweise bei der Beweissicherung von Bedeutung sein.
Bei geschäftlichen Entscheidungen bedeutet das Vier-Augen-Prinzip häufig, dass sowohl der Geschäftsführer oder CEO als auch der kaufmännische Leiter, Prokurist oder CFO einer wichtigen Unternehmensentscheidung zustimmen müssen. Bei Personalentscheidungen kann dies bedeuten, dass sowohl jemand von der Personalabteilung als auch vom Betriebsrat die Entscheidung bestätigen muss. Geht es ums Publizieren von Texten oder Werken ist hier oft der Korrekturdurchlauf oder auch eine Freigabe durch einen zweiten Fachredakteur, Ressortleiter oder Chef vom Dienst gemeint. Obwohl dennoch nicht auszuschließen ist, dass beiden Einzelpersonen ein Fehler durchrutscht, ist die Wahrscheinlichkeit so höher, dass mehr Fehler gefunden werden.
Anwendungsfälle für das Vier-Augen-Prinzip
Hier noch ein paar Einsatzzwecke des Vier-Augen-Prinzips:
- Viele Verträge, rechtliche Dokumente oder Finanztransaktionen benötigen zwangsweise die Unterschrift von zwei Personen.
- Sowohl in Banken als auch beim Militär gibt es Bereiche, in denen ständig zwei Personen anwesend sein müssen, die zueinander Sichtkontakt haben.
- Beim Wareneingang ist es ebenfalls durchaus üblich, dass zwei Mitarbeiter den ordnungsgemäßen Eingang der Ware bestätigen.
- In der IT kann die Gewährung von Zugriffsrechten von der Zustimmung von zwei Personen abhängig gemacht werden.
- Einige Datenmanagementlösungen erfordern bei Datensatzänderungen die Zustimmung zweier Personen, bevor der geänderte Datensatz wirklich übernommen wird.
Obwohl das Vier-Augen-Prinzip die jeweilige Entscheidung auf eine höhere Sicherheitsstufe hebt, hängt die Wirksamkeit der Kontrolle von den Fähigkeiten, der Integrität und der Sorgfalt der beteiligten Personen ab. In einer Verfeinerung des Grundprinzips ändert sich die Zusammenstellung der beiden autorisierten Personen zufällig. Somit ist vorher nicht mit Sicherheit bekannt, welche beiden Individuen mit der Entscheidung betraut werden.