Sharing Economy
Die Sharing Economy, auch bekannt als Peer-to-Peer-Sharing oder Share Economy, ist ein Konzept, das die Fähigkeit und Präferenz von Einzelpersonen hervorhebt, Waren zu mieten oder auszuleihen, anstatt sie zu kaufen und zu besitzen.
Ein wichtiges Kriterium der Sharing Economy ist, dass sie es Einzelpersonen ermöglicht, Sachwerte zu monetarisieren, die nicht vollständig genutzt werden. Solche nicht vollends genutzten Sachen können groß sein, wie zum Beispiel Autos und Häuser, oder auch klein, wie zum Beispiel Werkzeug, Spielzeug oder Kleidung.
In der Vergangenheit haben Menschen von solchen ungenutzten Sachen in Kleinanzeigen der lokalen Zeitung oder durch Mundpropaganda erfahren und diese weitergegeben. Mit dem Aufkommen des Internets, dem Pervasive Computing und dem mobilen Zahlungsverkehr (M-Payments) haben sich die Plattformen für das Auffinden und Teilen von Produkten und Gütern jedoch verändert.
Die wachsende Zahl von Mobil- und Online-Plattformen erlaubt heute ein effizientes Verknüpfen von Personen, die über ungenutzte Sachen verfügen, mit denen, die diese Sachen nutzen möchten. Das hat dazu geführt, dass immer mehr Privatpersonen ihr Angebot bewerben können und direkt mit anderen Privatpersonen ein Geschäft abschließen, wofür früher ein Unternehmen nötig war.
In der Sharing Economy wird die Rolle des Verbrauchers zweiseitig gesehen, denn er agiert nicht nur als Empfänger, sondern auch als Anbieter von Ressourcen. Die Online-Plattformen ermöglichen es, dass ein Verbraucher bestimmte Ressourcenanbieter wirksam unterstützen kann.
Was definiert Sharing Economy?
Die Bedeutung des Begriffs Sharing Economy ist jedoch nicht eindeutig und hat zu einer weitreichenden Diskussion darüber geführt, welche Transaktionen unter dieses Konzept fallen. Viele weisen sogar darauf hin, dass der Begriff irreführend ist.
Einer der Streitpunkte ist die Frage, ob persönliche Dienstleistungen, zum Beispiel die Zubereitung von Speisen, Kinderbetreuung oder Personentransport, die über Plattformen wie Lyft oder Uber angeboten werden, Teil der Sharing Economy sind. Einige Experten argumentieren, dass diese Dienste Teil der On-Demand- oder Gig Economy sind. Andere Definitionen der Sharing Economy sind weit gefasst und umfassen alle Transaktionen, die durch digitale Handelsforen erleichtert werden, sogar Business-to-Business-Transaktionen, und nicht nur Transaktionen zwischen Privatpersonen.
Koen Frenken, Professor für Innovationsstudien an der Universität Utrecht und Juliet Schor, Soziologieprofessorin am Boston College, haben 2017 eine Veröffentlichung mit dem Titel Putting the Sharing Economy into Perspective herausgegeben. Darin definieren sie die Sharing Economy als eine Geschäftsform bei der Konsumenten sich gegenseitig temporären Zugang zu untergenutzten Sachen (Leerkapazität) gewähren, unter Umständen auch für Geld.
Die Autoren identifizieren außerdem drei definierende Merkmale der Sharing Economy: Interaktion von Konsument zu Konsument, temporärer Zugang sowie physische Güter. Nach dieser Definition fallen also auch Trampen oder Fahrgemeinschaften unter die Sharing Economy, da der Nutzer einen Platz einnimmt, der sonst auf einer bereits geplanten Reise nicht belegt worden wäre.
Im Gegensatz dazu würde eine Fahrt durch einen Uber- oder Lyft-Fahrer ohne die Bestellung des Kunden nicht zustande kommen. Die Autoren weisen auf die zunehmende Klassifizierung von Uber, Lyft und ähnlichen Anbietern als Transportfirmen hin. Diese unterscheiden sich von Fahrgemeinschaften als Mitfahrunternehmen. Dies sei der Beleg dafür, dass die von Uber, Lyft und anderen angebotenen Transaktionen nicht zur Sharing Economy gehören.
In ähnlicher Weise erfüllen auch die von AirBnB vermittelten Vermietungen zwischen Konsumenten und Konsumenten die Kriterien der Sharing Economy. Eine Person, die jedoch ein zweites Haus kauft, um es dauerhaft an Touristen zu vermieten, erfüllt diese nicht.
Die Autoren argumentieren, dass zum Beispiel der Online-Marktplatz eBay, der oft mit der Sharing Economy verbunden wird, nicht dazu gehört. eBay sei eher der sogenannten Second-Hand-Ökonomie zuzuordnen, da die darüber abgewickelten Transaktionen zwischen Konsumenten zu einem dauerhaften und nicht nur vorübergehenden Besitz von Gütern führt.
Wie das Konzept entstand
Das Konzept der Sharing Economy ist aus der Open-Source-Softwarebewegung heraus entstanden sein, in der Programmierer freiwillig Code schreiben, teilen und Probleme gemeinsam lösen.
Sicherlich ist das moderne Konzept der Sharing Economy aus der IT-Welt hervorgegangen. Eine Vielzahl von Basistechnologien, darunter Open Data, die weit verbreitete Verfügbarkeit von Mobiltelefonen und der Aufstieg der Social-Media-Plattformen, über die sich die Menschen miteinander verbinden, haben die massive Skalierung von Transaktionen unter gleichen Akteuren ermöglicht .
Wie Ökonomen festgestellt haben, ist Sharing Economy zu einem Überbegriff geworden, der nicht nur File Sharing und Open-Source-Software, sondern auch Crowdfunding, Peer-to-Peer-Kredite, Bitcoin und andere Formen der Blockchain umfasst. Einige haben festgestellt, dass die uralte Tauschwirtschaft, in der Waren gegen den erhaltenen Wert getauscht werden, durch die Technologie revitalisiert wurde, da die Menschen ihre persönlichen Daten gegen Dienstleistungen von Online-Plattformanbietern wie Google oder Facebook eintauschen.
Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft
Eine andere Form des Austauschs, die nicht unter den Begriff Sharing Economy fällt, ist die Schenkökonomie. In ihr werden Dienstleistungen oder Waren ohne eine Vereinbarung über eine geeignete Zahlung oder einen Warentausch abgegeben.
Die Sharing Economy hat, wie sich leicht feststellen lässt, einen enormen Wohlstand generiert. Da jedoch die Definition der Sharing Economy nicht eindeutig ist, sind quantitative Analysen ihrer Auswirkungen begrenzt. Eine Studie von PricewaterhouseCoopers, die 2015 veröffentlicht wurde, prognostiziert, dass bis 2025 die Sharing Economy ein Volumen von 335 Milliarden US-Dollar erreichen kann. Diese Aussage basiert auf den fünf Hauptbereichen der Sharing Economy: Reisen, Carsharing, Finanzen, Beschäftigung und Streaming.
Das explosive Wachstum und die ungleich verteilten wirtschaftlichen Gewinne der so genannten Sharing Economy haben bei einigen die Frage aufkommen lassen, ob ihr Grundsatz des kollaborativen Konsums überhaupt mit den von Risikokapital unterstützten Plattformen vereinbar ist, die es ermöglichen, und den kapitalistischen Gewinnen, die diese Plattformen geschaffen haben.