SAP HANA
SAP HANA ist eine In-Memory-Datenbank- und Anwendungsplattform, die sich vor allem für die Big-Data-Verarbeitung in Echtzeit eignet. Es ist das Flaggschiff-Produkt von SAP. SAP HANA erlaubt es Datenanalysten, Big Data in Echtzeit auszuwerten. Dadurch entfällt das frühere Laden und spätere Zurückspeichern aller zur Analyse anstehenden Datenbestände.
Die spaltenorientierte Datenspeicherung in SAP HANA erfüllt die AKID-Vorgaben (Atomarität, Konsistenz, Isolation und Dauerhaftigkeit). HANA unterstützt außerdem gängige Abfragestandards wie Structured Query Language (SQL) und Multidimensional Expression (MDX).
SAP HANA bietet einen Programmierbereich, mit dem Softwareentwickler eines Unternehmens in der Lage sind, kundenspezifische Applikationen zu erstellen, die oberhalb von HANA laufen. Hinzu kommen Analyse-Bibliotheken für Textauswertungen, Vorhersagen und für räumliche Statistiken. Diese Daten können aus verschiedenen Quellen stammen.
Wenn die HANA-Daten aus einer normalen SAP-ERP-Suite stammen, können Datenanalysten in Echtzeit auf alle Operations- und Transaktionsdaten zugreifen. Das erlaubt Echtzeit-Analytics und das Ende täglicher oder nur wöchentlicher Reports.
So funktioniert SAP HANA
SAP HANA speichert alle Daten in Spaltenform ab. Dieses Format erlaubt es, dass alle Transaktionen und Analysen in Echtzeit ausgeführt werden können – oder zumindest in Fast-Echtzeit. Laut SAP ist die spaltenorientierte Speicherung dem herkömmlichen zeilenorientierten Format überlegen, da es einen besseren Zugriff und eine bessere Verarbeitung der Daten erlaubt.
Das Einrichten einer HANA-Datenbank erfordert zwar mehr Server-Arbeitsspeicher, doch dieser Nachteil gleicht sich laut SAP wieder aus, da die HANA-Datenbanken aufgrund ihrer hohen Datenkompression deutlich kleiner sind als herkömmliche Architekturen.
SAP gibt als Hauptvorzüge für HANA verbessertes Daten-Management, Analytics und die anwendungsorientierte Entwicklungsumgebung an.
Der Ursprung von SAP HANA
Das Projekt HANA wurde 2006 vom SAP-Mitbegründer Hasso Plattner gestartet, der damals Informatikprofessor am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam war. Sein Ziel war es, eine Datenbank zu entwickeln, die sowohl bei der Transaktionsverarbeitung als auch bei der Datenanalyse mit einer gegen Null tendierenden Reaktionszeit auskommt. Plattner wollte ein System schaffen, das jede nur erdenkliche Business-Frage in Echtzeit beantworten kann.
Nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit konnte SAP im Oktober 2010 eine Vorabversion von HANA an ausgewählte Kunden ausliefern. Die erste allgemeine Vorstellung von SAP HANA 1.0 erfolgte am 18. Juni 2011. Version 2.0 kam im Jahr 2017 mit einer Vielzahl an verbesserten sowie neuen Features auf den Markt.
Der Name HANA entstammt ursprünglich der langen Produktbezeichnung High-Speed Analytical Appliance. Doch diese Bezeichnung wurde schnell durch die Kurzform HANA ersetzt, die sich inzwischen eingebürgert hat.
SAP HANA Releases
Die HANA-Releases werden von SAP als Support Package Stacks (SPS) herausgegeben. Diese enthalten jeweils Fehlerkorrekturen, Verbesserungen und neue Funktionen.
Falls es dringende Probleme gibt, die keinen zeitlichen Aufschub erlauben, bringt SAP auch sofort verfügbare Revisionen heraus.
HANA 2.0 und aktuelle HANA-Editionen
Laut SAP gibt es für HANA 2.0 folgende Editionen:
- SAP HANA, Base Edition: diese Version umfasst die grundlegenden HANA-Funktionen für die Datenbank, die Integration und die Applikationsservices.
- SAP HANA, Spatial-Edition: diese setzt auf der Base-Edition auf und bietet darüber hinaus Data-Warehouse-Funktionen und die Nutzung von räumlichen Statistiken.
- SAP HANA, Platform-Edition: diese Version setzt ebenfalls auf der Base Edition auf und bietet Data-Warehouse-Funktionen sowie räumliche Statistiken. Zusätzlich enthält sie Vorhersage-Algorithmen, Textanalyse- und Text-Mining-Tools und Graphenverarbeitung.
- SAP HANA, Enterprise-Edition, diese Version enthält alles, was in den Base- und Platform-Editionen vorhanden ist. Weitere Funktionen betreffen die Datenintegration und Datenreplikation sowie Distributionsrechte, um Daten in die Anwendungen von Drittanbietern zu exportieren.
SAP HANA, Express-Edition, die 2016 veröffentlicht wurde, ist eine abgespeckte HANA-Version, mit der die Marktübernahme von HANA beschleunigt werden soll. Sie läuft auf Laptops und anderen leistungsschwächeren Systemen, zum Beispiel auch auf einem virtuellen Server.
Prominente SAP-HANA-Produkte
SAP bewirbt derzeit sein Flaggschiff-Produkt, die Business Suite 4 SAP HANA (S/4HANA), als besonders gut geeignet für die digitale Transformation. S/4HANA umfasst die Kern-ERP-Module Finanzwesen und Beschaffung sowie weitere Module für Supply Chain Management (SCM), Vertrieb und Distribution. S/4HANA kann im eigenen Rechenzentrum, in der Cloud oder in einer Hybrid Cloud betrieben werden.
Mittlerweile ist SAP BW/4HANA, ein auf HANA aufgebautes Data-Warehouse-Produkt, ebenfalls verfügbar. BW/4HANA bietet eine schnelle App-Entwicklungsumgebung für Data Warehousing, eine moderne Benutzeroberfläche und Cloud-Unterstützung für Amazon Web Services (AWS) und SAP HANA Enterprise Cloud (HEC).
Bereitstellungsoptionen für SAP HANA
SAP HANA lässt sich vor Ort als Appliance einsetzen oder kann als Managed-Cloud- oder Hybrid-Cloud-Service erworben werden.
SAP HANA verfügt über zwei primäre Cloud-Optionen:
- SAP HEC ist ein IaaS-Angebot (Infrastructure as a Service), das es den Kunden ermöglicht, HANA innerhalb seines Rechenzentrums in einer Private Cloud einzusetzen.
- SAP Cloud Platform (ursprünglich HANA Cloud Platform) ist ein PaaS-Angebot (Platform as a Service), das es Kunden ermöglicht, HANA-basierte Anwendungen zu entwickeln und auszuführen.
Viele große Cloud-Provider bieten HANA als Service an, darunter AWS, Microsoft Azure, Google Cloud Platform, IBM SoftLayer, Huawei FusionSphere und Hewlett Packard Enterprise Helion.
SAP HANA und die neuen Herausforderungen
Einer der großen Vorteile von SAP HANA ist, dass es Big Data für die Echtzeit-Analyse verfügbar macht. Hierfür hat SAP im Jahr 2015 das Modul Vora herausgebracht. SAP Vora (früher SAP HANA Vora) ist eine Query Engine mit der die In-Memory-Datenbank von HANA mit anderen modernen Big-Data-Tools, wie Hadoop oder Spark, integriert werden kann.
Im Jahr 2016 brachte SAP die Leonardo-Plattform heraus. Hierbei handelt es sich um eine Cloud-Plattform, auf der sich HANA mit einer Vielzahl an Anwendungen der nächsten IT-Generation integrieren lässt. Dazu gehören unter anderen Maschinelles Lernen (ML), künstliche Intelligenz (KI), 3D-Drucken und das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT).