OEM (Original Equipment Manufacturer)
OEM (Original Equipment Manufacturer) ist ein breit gefächerter Begriff. Er beschreibt ein ganzes Netz an Beziehungen zwischen Herstellern von IT-Hardware, Komponentenanbietern wie Mikroprozessor-Herstellern, Software-Anbietern und Channel-Partnern wie Wiederverkäufern und Distributoren.
Wie OEMs arbeiten
Früher wurde als OEM ein Hersteller bezeichnet, der ein Produkt tatsächlich hergestellt hat. Dieses wurde dann von anderen Unternehmen für den Weitervertrieb unter deren Namen eingekauft. Mit der Zeit hat sich diese Definition aber verwässert. Inzwischen beschreibt der Begriff mehrere Unternehmen – und die Beziehungen zwischen Unternehmen – in einer zunehmend komplexer werdenden IT-Lieferkette.
OEM-Beziehungen überschneiden sich oftmals zwischen Unternehmen, die IT-Produkte auf den Markt bringen. Heute ist es nicht mehr unüblich, als OEM zu handeln und darüber hinaus sogar noch Systeme an andere OEMs zu verkaufen. Diese fließenden Übergänge sorgen für mehrdeutige Beziehungen zwischen Produktentwicklern, -herstellern und -anbietern, zwischen denen die Grenzen zunehmend verwischen.
OEM-Hardware
Die Nutzung des Begriffs OEM ist im Bereich Hardware der IT-Branche mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt. Er kann Unternehmen wie Dell EMC, Hewlett Packard Enterprise (HPE), HP Inc. oder auch Lenovo bezeichnen, die international bekannte Marken innehaben und Komponenten von anderen Unternehmen kaufen, die sie unter eigenem Namen als neue Komplettsysteme anbieten. Solche Unternehmen beziehen Mikroprozessoren, Festplatten und andere Ausrüstung von OEM-Teileanbietern, von denen sie als OEM-Kunden betrachtet werden.
Auch Komponentenanbieter produzieren oft sowohl ihre OEM-Produkte als auch Einzelhandelsversionen ihrer Angebote. Bei Festplatten zum Beispiel ist es gang und gäbe, dass reine Festplatten für OEM-Kunden hergestellt werden, während die Einzelhandelsversion ihrer Festplatten in Produktverpackungen mit Zubehör wie Kabeln oder Installationsanleitungen vertrieben werden.
OEMs mit bekanntem Markennamen beziehen mitunter auch vollständige Systeme von ODMs (Original Device Manufacturers), die unterschiedlichste Produkte, vom Notebook bis zum Server, herstellen. ODMs wie Foxconn Electronics Inc. und Quanta Computer Inc. verkaufen seit langer Zeit Systeme an OEMs. In den letzten Jahren zeigt sich aber auch der Trend, dass diese Unternehmen ihre Produkte auch direkt an Großkunden verkaufen.
OEMs mit bekanntem Markennamen entwickeln auch OEM-Hardwarebeziehungen zu „Downstream“-Unternehmen in ihrer eigenen Lieferkette. Diese Unternehmen nutzen die OEM-Produkte und vertreiben sie unter ihren eigenen Marken, dabei werden die Produkte mitunter für Endkunden in vertikalen Märkten nochmals speziell angepasst.
Auch diese Downstream-Partner werden als OEMs eingestuft. Ein Beispiel wäre etwa ein Anbieter, der Hardware von einem bekannteren OEM einkauft und diese als Grundlage für ein bildgebendes zahnmedizinisches System einsetzt. Ein anderes Beispiel wäre ein Anbieter, der industrietaugliche PCs von einem großen OEM kauft und diese unter eigenem Namen als Werkstattsystem eines verarbeitenden Betriebs vertreibt.
Bekanntere OEMs wie Dell EMC und HPE arbeiten mit solchen OEM-Unternehmen über spezifisch dafür ausgelegte Partnerprogramme zusammen.
OEM-Software
Auch Hersteller von Software verkaufen OEM-Versionen ihrer Produkte an große Hardware-OEMs oder kleinere Systemhersteller, die diese Software in die von ihnen vertriebenen Produkte einbauen. Das Betriebssystem und die zusätzlichen Anwendungen, die heutzutage auf einer Vielzahl von Geräten vom Smartphone über Tablets und Notebooks bis hin zu PCs für Endanwender vorinstalliert sind, können als OEM-Software angesehen werden.
Eine Zusammenarbeit in Sachen OEM-Software findet sich oft auch zwischen Software-Entwicklern oder auch zwischen Entwicklern und OEM-Hardware-Unternehmen. So lässt zum Beispiel die Firma VMware Bestandteile ihrer Virtualisierungslösungen von OEM-Partnern in deren Software-Angebote mit einbauen (die auf Embedded-Technologien ausgelegte OEM-Partnerinitiative von VMWare bezieht Hardware und Geräte mit ein). Auch das Unternehmen Autodesk erlaubt das Entwickeln eigener Anwendungen auf Basis der CAD-Software von Autodesk durch Lösungsentwicklern von Fremdherstellern oder unabhängigen Software-Anbietern zu.
VAR oder OEM?
Die Begriffe Value Added Reseller (VAR) und OEM weisen einige Überschneidungen auf. Der Begriff OEM steht meist im Kontext der großen Markenvertriebe und -hersteller von Hardware, die eingekaufte Hardware von OEMs auf ihre eigenen Märkte zuschneiden. Mit dem Begriff VAR verbindet man hingegen eher den Vertrieb einer breiter angelegten IT-Lösung.
Doch die Grenze zwischen VARs und OEMs kann verschwommen sein: OEMs dienen de facto als VARs, denn die stellen Hardware-Produkte und Software-Komponenten zusammen mit ihrem geistigen Eigentum zu Produkten zusammen, die sie verkaufen. Auf der anderen Seite stehen die VARs, die durchaus auch von anderen Händlern bezogene Hardware-Produkte unter verschiedensten eigenen Markennamen vertreiben können und damit dann den Downstream-OEMs ähnlich wirken.
OEM vs. ODM
Ein ODM (Original Design Manufacturer) kann wie ein OEM agieren, indem er Produkte im Kundenauftrag herstellt. Ein ODM entwickelt die Produkte, die er herstellt, auch in einem gewissem Umfang. Somit erlaubt es der ODM, Unternehmen Produkte auf den Markt zu bringen, ohne dass diese selbst die kompletten Produkte entwickeln müssen, noch über entsprechende Produktionsanlagen verfügen müssen.
Die Produktdesigns entwickelt der ODM üblicherweise anhand der Richtlinien und Konstruktionsdaten, die er vom Kunden erhält. Meist haben die Kunden die Rechte an den fertigen Produktdesigns, die Details zum geistigen Eigentum werden in der Regel im ODM-Vertrag festgehalten. Die Dienstleistungen des ODM können Produktentwicklung, Fertigung und Abwicklung des Produktlebenszyklus umfassen.
Markennutzung
Im Rahmen einer OEM-Partnerschaft wird meist auch geregelt, wie Informationen und Richtlinien für die Verwendung markenrechtlich geschützter Designs wie Logos gehandhabt werden. Diese Richtlinien legen meist auch fest, wie die Marken verwendet werden sollen und was eine Markenverletzung darstellen würde.