MVS (Multiple Virtual Storage)
MVS (Multiple Virtual Storage) ist ein Betriebssystem von IBM, das auf vielen IBM Mainframes und großen Computer-Servern läuft. MVS wurde nachgesagt, das Betriebssystem zu sein, das die Welt am Laufen hält. Das gleiche könnte man über die Nachfolger OS/390 und z/OS sagen. Gehalts-Abrechnungen, gekaufte Ware, Transaktions-Prozesse, Datenbank-Management und andere geschäftskritische Programme der großen Firmen laufen oft unter MVS oder einem Nachfolger-Betriebssystem. Auch wenn MVS oftmals als monolithisches, zentral kontrolliertes Informations-System gesehen wird, hat es IBM in den vergangenen Jahren neu positioniert. Das gilt ebenfalls für die Nachfolger. Nun wird es als „großer Server“ in einer netzwerkorientierten Umgebung angepriesen, das ein Drei-Tier-Applikations-Modell verfolgt.
Ab OS/390 entfällt das Kürzel „MVS“
Der Nachfolger OS/390 trägt nicht mehr länger „MVS“ im Namen. Der Grund wird damit angegeben, dass MVS eine bestimmte Epoche und Kultur in der Geschichte des Computing repräsentiert. Da noch viele ältere Systeme mit MVS laufen, wird uns der Begriff „MVS“ allerdings wohl noch eine Weile verfolgen. OS/390 bringt auch UNIX-Anwender- und -Programm-Interfaces mit sich. Somit lässt es sich als MVS- und gleichzeitig als UNIX-System verwenden. Eine noch neuere Variante von MVS ist z/OS. Es handelt sich hier um ein Betriebssystem für IBMs zSerie. Auf MVS-Systemen laufen ältere Applikationen, die in COBOL programmiert sind. Transaktions-Programme verwenden in der Regel CICS. Ältere Applikations-Programme, die in PL/I und FORTRAN geschrieben wurden, laufen ebenfalls immer noch. Ältere Anwendungen verwenden für das Datei-Management die Zugriffs-Methode Virtual Storage Access Method. Bei der Telekommunikation mit den Anwendern ist es Virtual Telecommunications Access Method. Die meisten Programm-Umgebungen in der heutigen Zeit verwenden die Programmiersprachen C und C++. DB2 ist IBMs primäres relationales Datenbank Management System (RDBMS). Auch Java-Applikationen lassen sich unter der UNIX-Umgebung von OS/390 entwickeln und abspielen.
MVS ist ein generischer Name für spezielle Produkte. Diese enthalten MVS/SP (MVS/System Product), MVS/XA (MVS/Extended Architecture) und MVS/ESA (MVS/Enterprise Systems Architecture). Historisch gesehen hat sich MVS aus OS/360 entwickelt. Es handelt sich hierbei um das Betriebssystem für System/360, das im Jahre 1964 veröffentlicht wurde. Später wurde es zu OS/370 und System/370. Ersteres hat sich über die Stufen OS/VS, OS/MFT, OS/MVT, OS/MVS, MVS/SP, MVS/XA und MVS/ESA schlussendlich zu OS/390 und z/OS entwickelt. Zu jeder Zeit dieser Evolution haben sich Programme, die für eines dieser Betriebssysteme geschrieben wurden, auf den nachfolgenden Betriebssystemen ablaufen lassen. Man nennt dies auch Vorwärts-Kompatibilität.
Die einzelnen Bestandteile eines MVS-Systems
Ein MVS-System besteht aus einem Teil grundlegender Produkte und einem Satz optionaler. Somit können Kunden bestimmen, welche Funktionen Sie benötigen und den Rest außen vor lassen. In der Praxis verwenden allerdings wohl die meisten Kunden fast alle der angebotenen Funktionen. Die Haupt-Anwender-Schnittstelle eines MVS-Systems ist TSO (Time Sharing Option). ISPF (Interactive System Productivity Facility) ist eine Ansammlung an Menüs für das Kompilieren und das Management von Programmen. Außerdem ist es für die Konfiguration des Systems zuständig. Das hauptsächlich Work-Management-System ist entweder JES2 oder JES3 (Job Entry Subsystem 2 oder 3). Das Storage-Management (DASD) wird vom DFSMS (Distributed File Storage Management Subsystem) übernommen. MVS ist wesentlich komplexer und schwieriger zu bedienen als kleinere Server- und PC-Betriebssysteme. Deswegen brauchen System-Administratoren in der Regel spezielle Schulungen und ausreichend Erfahrung, um mit MVS umgehen zu können.
Das „Virtual Storage“ in MVS referenziert auf die Verwendung des virtuellen Speichers im Betriebssystem. Virtuelles Storage oder Arbeitsspeicher erlaubt einem Programm den Zugriff auf die maximale Menge an Speicher in einem System, auch wenn sich mehrere Applikationen diesen Arbeitsspeicher teilen. Das Betriebssystem übersetzt die virtuelle Adresse des Programms in echten physischen Arbeitsspeicher, wo sich die Daten tatsächlich befinden. Das „Multiple“ in MVS indiziert, dass verschiedener virtueller Arbeitsspeicher für jede der Multiple-Task-Partitionen verwaltet wird.
Andere Betriebssysteme von IBM für größere Computer beinhalten oder haben beinhaltet:
- TPF (Transaction Processing Facility), das in einigen Reservations-Systemen von Fluggesellschaften genutzt wird.
- VM, ein speziell entwickeltes Betriebssystem, das viele interaktive Anwender gleichzeitig abwickeln kann.