Indirekte Nutzung von SAP
Indirekter SAP-Zugriff beziehungsweise die indirekte Nutzung von SAP ist eine Lizenzverletzung, die auftritt, wenn SAP-Kunden Anwendungen von Drittanbietern erlauben, mit SAP-Systemdaten zu kommunizieren. Wenn Informationen zwischen der SAP-Software und einem Drittsystem ausgetauscht werden, wird dies als indirekt bezeichnet und verstößt gegen die Bedingungen einer herkömmlichen Benutzerlizenz.
Die Nutzung der SAP-Plattform basiert auf einem Named-User-Lizenzierungssystem (benannte Nutzer). Nach dem System Measurement Guide von SAP ist ein benannter Nutzer ein Mitarbeiter eines Kunden, seiner verbundenen Unternehmen oder von Drittunternehmen, der berechtigt ist, direkt oder indirekt auf die lizenzierte Software zuzugreifen, unabhängig von der gewählten technischen Schnittstelle. Die Grenze zum indirekten Zugriff wird überschritten, wenn eine nicht als Named User identifizierte Person die Software lädt, Aktionen in ihr ausführt oder auf sie zugreift.
Möchte ein Kunde SAP innerhalb von Drittanwendungen außerhalb des reinen Lesezugriffs nutzen, werden zusätzliche Lizenzgebühren fällig oder er macht sich anfällig für die Zahlung von Bußgeldern. Um mögliche Klagen wegen indirektem Zugriff zu vermeiden, sollten SAP-Kunden die Nutzungsvereinbarung und ihre Auswirkungen verstehen, die Verwendung von Schnittstellen mit Echtzeit-Informationsaktualisierungen einschränken und die Anwendungsarchitektur genau abbilden.
Der indirekte Zugriff auf SAP ist das Ergebnis eines Urteils eines britischen Gerichtshofs vom Februar 2017, in dem festgestellt wurde, dass ein langjähriger SAP-Kunde, Diageo, für SAP-Gebühren verantwortlich ist, unabhängig davon, ob der Zugriff indirekt oder nur lesend erfolgt. Es wurde festgestellt, dass die Mitarbeiter des Getränkeherstellers für den Zugriff auf Daten über eine SalesForce-Anwendung, die im Gegensatz zu ihren SAP-Anwendungen nicht lizenziert war, doppelt belastet wurden. Diageo wurde zur Zahlung von Lizenzgebühren in Höhe von über 54 Millionen Pfund verurteilt, konnte aber eine private Einigung aushandeln.
Viele Unternehmen, die SAP-Dienste lizenzieren, waren über das Urteil beunruhigt und überprüften ihre Verträge sorgfältig, um sicherzustellen, dass sie nicht ebenfalls zur Kasse gebeten werden. Durch das Verschweigen der Vergleichssummen versucht SAP, seine Kunden nicht zu vergraulen. Aus Sorge vor Geschäftsverlusten durch Kunden, die zusätzliche Gebühren befürchten, kündigte SAP die Einführung eines transparenten Preissystems für den indirekten Zugang an. Das Unternehmen bietet auch Beratungen über indirekte Gebühren ohne Nachzahlungen an, um die Bedenken zu zerstreuen.
Beispiele für risikoreiche Fälle von indirektem SAP-Zugang
- Nicht-SAP-Onlineshops, die SAP-Software nutzen, um Bestellungen aufzugeben, Sendungen zu verfolgen oder Buchungen in Echtzeit zu übertragen
- Mobile Anwendungen oder IoT-Geräte, die zur Automatisierung der Dateneingabe in SAP-Software verwendet werden
- Nicht-SAP-Software mit Zugriff auf das Lesen, Ändern, Aktualisieren oder Speichern von SAP-Daten