Geoblocking
Was ist Geoblocking?
Geoblocking bedeutet, dass etwas auf der Grundlage seines Standorts blockiert wird. Genauer gesagt bezeichnet Geoblocking die Blockierung des Zugriffs auf eine über das Netzwerk zugängliche Ressource auf der Grundlage des vermeintlichen Standorts des Systems oder des Benutzers, der den Zugriff auf diese Ressource wünscht. Die Blockierung kann auf Netzwerkebene erfolgen, zum Beispiel durch das Verwerfen von IP-Paketen, oder auf Systemebene, etwa indem die Anwendung in die Lage versetzt wird, den Zugriffsversuch abzulehnen oder zu ignorieren.
Das Geoblocking-System kennt in der Regel den Standort des Antragstellers nicht. Es leitet diesen Standort aus den Informationen ab, die es sehen kann, angefangen bei der IP-Adresse, von der die Anfrage kommt. Einige IP-Adressbereiche oder die dazugehörigen Domainnamen können zuverlässig einer Region oder einem Ort zugeordnet werden. Andere nicht.
Geoblocking-Systeme können auch andere Merkmale des IP-Verkehrs untersuchen, zum Beispiel Routing- und Verkehrsdaten. Sie prüfen möglicherweise die Anzahl der Router-Sprünge, die ein Paket von dieser Quelle bis zu ihr zurücklegen muss, sowie Paketlatenzen und Jitter, um zu sehen, ob die von den Daten implizierte Entfernung mit dem einer Adresse zugeordneten Standort übereinstimmt.
Webseiten, die Geoblocking verwenden, können versuchen, auf die Standortinformationen eines Anfragenden zuzugreifen, insbesondere wenn die Anfrage von einer App auf einem mobilen Gerät kommt. Mobile Geräte verfügen in der Regel über eine präzise Geolokalisierungsfunktion, die auf dem Global Positioning System (GPS) basiert, ebenso wie eine zunehmende Anzahl von Laptops. Einige Geräte verfügen auch über Standortinformationen, die ihnen von ihren Internet Service Providern (ISP) zugewiesen wurden. Solche Systeme können jedoch auch den Zugriff auf diese Informationen verweigern, sowohl allgemein als auch für einzelne Anwendungen.
Geoblocking ist eine von vielen Maßnahmen, die IT-Systeme als Reaktion auf den geografischen Standort einer Person oder eines Systems ergreifen. Andere standortabhängige Maßnahmen können sein:
- Wechsel der Sprache, die ein Dienst für die Interaktion mit Netzwerkressourcen verwendet.
- Umstellung der Währung für Online-Transaktionen.
- Änderung von Authentifizierungsprotokollen und Kontoberechtigungen basierend auf dem Standort des Benutzers oder Systems in einer Zero-Trust-Netzwerkumgebung.
Anwendungsfälle für Geoblocking
Geoblocking wird vor allem von Streaming-Diensten wie Netflix, Amazon Prime Video, Hulu und Disney+ eingesetzt, um den Zugang zu Online-Inhalten zu kontrollieren. Sie setzen Geoblocking ein, weil sie Inhalte im Rahmen unterschiedlicher Preispläne in verschiedenen Regionen streamen oder weil die Inhalte an verschiedenen Orten unterschiedlichen Lizenzvereinbarungen unterliegen.
Einige Streaming-Dienste haben das Recht, Inhalte an bestimmten Orten zu zeigen und an anderen Orten nicht, weil sie über geistiges Eigentum und Urheberrechte verfügen. Einige Inhalte dürfen sie aufgrund staatlicher Zensur an einigen Orten nicht anbieten. Manchmal möchten oder müssen sie verschiedene Versionen des Inhalts an verschiedenen Orten bereithalten. Auch in der Welt der DVDs und Blu-rays gibt es seit langem die Praxis der Regionalcodierung für die Discs und Player.
Wie wirksam ist Geoblocking?
An und für sich ist Geoblocking ziemlich effektiv. Online-Inhalts- und Einzelhandelsunternehmen haben es geschafft, das Internet auf diese Weise aufzuteilen, um zu kontrollieren, was Nutzer je nach ihrem Aufenthaltsort bezahlen, und um den Zugang zu bestimmten Inhalten zu beschränken.
Die grundlegende Wirksamkeit von Geoblocking hat eine Vielzahl von Bemühungen und Methoden zu seiner Umgehung hervorgebracht.
Rechtliche Aspekte des Geoblockings
Im Zusammenhang mit Geoblocking stellen sich oft viele rechtliche Fragen. Ist Geoblocking zum Beispiel legal? Ist die Umgehung von Geoblocking legal? Die Antworten hängen davon ab, wo sich der Anbieter und der Endanwender befinden und aus welchen Gründen sie versuchen, das Geoblocking zu umgehen.
Ist Geoblocking legal?
Geoblocking ist weltweit größtenteils legal, allerdings macht die Europäischen Union (EU) Einschränkungen. Im Allgemeinen ist es aber nach internationalem Urheberrecht nicht nur zulässig, sondern notwendig, dass Anbieter den Zugang zu Inhalten aus Ländern sperren, in denen sie nicht das Recht haben, diese zu verkaufen oder zu verbreiten, um nicht zu Rechtsverletzungen beizutragen.
Die EU schränkt das Geoblocking ein: „Mit der Verordnung (EU) 2018/302 soll ungerechtfertigte Diskriminierung bei Online-Käufen auf der Grundlage der Staatsangehörigkeit, des Wohnortes oder des Ortes der Niederlassung innerhalb des Binnenmarkts beendet werden. Das Verbot von Geoblocking ist ein wichtiger Bestandteil der Strategie für einen digitalen Binnenmarkt.“ Allerdings erlaubt die Verordnung (EU) 2017/1128 (PDF) zur grenzüberschreitenden Portabilität von Online-Inhaltsdiensten im Binnenmarkt unter anderem Streaming-Anbietern den Einsatz von Geoblocking.
Ist das Umgehen von Geoblocking illegal?
Ja, das Umgehen von Geoblocking ist an einigen Orten, mit einigen Methoden und aus verschiedenen Gründen illegal. Aber in den meisten Ländern ist ein Umgehen des Geoblockings nicht gesetzeswidrig. Es hängt weitgehend davon ab, warum eine Person das Geoblocking umgehen möchte.
In erster Linie steht die Umgehung von Geoblocking im Widerspruch zu den Nutzungsbedingungen eines Inhaltsanbieters oder der Lizenzvereinbarung für Endanwender. In den meisten Fällen riskiert man eher, von der Plattform ausgeschlossen zu werden, als dass man rechtliche Schritte fürchten muss.
Die wichtigsten Methoden zur Umgehung von Geoblocking sind die Verwendung eines virtuellen privaten Netzwerks (VPN) oder einer Anonymisierungstechnologie oder eines Anonymisierungsdienstes.
VPN-Dienste installieren einen Client auf dem Gerät des Benutzers. Dieser Client baut verschlüsselte Tunnel zu VPN-Servern auf, in der Regel zu dem, der dem Endanwender am nächsten ist. Der Datenverkehr von diesem Client wird dann über diesen Server zu anderen VPN-Servern geleitet, die sich in der Nähe des Ziels des Datenverkehrs befinden, zum Beispiel einem Inhaltsanbieter. Für den Inhaltsanbieter sieht es so aus, als käme der Datenverkehr von dem VPN-Server oder einer Reihe von IP-Adressen, die von diesem VPN-Anbieter kontrolliert werden, wodurch die Geolokalisierung irrelevant wird.
Anonymisierer funktionieren auf eine von zwei Arten. Anonymes Routing funktioniert auf der Ebene des Netzwerks, wie ein VPN, unter Verwendung des Protokolls The Onion Router oder Tor oder etwas Ähnlichem. Die Pakete verlassen das anfragende System und gelangen in einen privaten Routing-Raum. Sie werden zwischen Routern weitergeleitet, aber die Quellinformationen der Pakete werden vor dem nächsten Router verborgen. Der Datenverkehr kann also nicht zu seinem Ursprung zurückverfolgt werden.
Anonymisierende Proxys funktionieren auf der Anwendungsebene. Zum Beispiel kann ein Webbrowser angewiesen werden, einen Proxy-Server zu verwenden, und die Anfragen, die er beispielsweise an einen Inhaltsanbieter stellt, scheinen von diesem Proxy zu kommen.
Ein intelligentes DNS oder DNS-Changer kann auch geografische Beschränkungen umgehen. Diese Tools operieren nur im DNS-Bereich und ändern nicht die IP-Adresse anderer Pakete in einem Datenstrom, so dass sie weniger effektiv sind als ein VPN- oder Proxy-Ansatz.