Bedarfsabhängiges Preismodell
Was ist ein bedarfsabhängiges Preismodell?
Ein bedarfsabhängiges Preismodell ist ein Dienstleistungs- und Zahlungssystem, bei dem die Kunden nach den von ihnen genutzten Ressourcen zahlen. Die Gebühren basieren auf einer oder mehreren Kennzahlen, die in Einheiten gemessen werden, zum Beispiel die Anzahl der API-Aufrufe (Application Programming Interface) oder die Menge des genutzten Storage. Der Anbieter verfolgt, wie viele Einheiten seine Kunden nutzen und stellt ihnen dann die verbrauchten Dienste in Rechnung.
Die bedarfsabhängige Preisgestaltung – auch Pay-as-you-go-Abrechnung, Abrechnung nach Verbrauch oder nutzungsabhängige Preisgestaltung genannt – ist in der Computerbranche relativ neu. Dieser Ansatz ist jedoch in vielen traditionellen Geschäftszweigen üblich. So berechnen beispielsweise kommunale Versorgungsunternehmen wie Wasser- oder Elektrizitätswerke den Verbrauchern eine Gebühr, die sich nach der Menge der verbrauchten Ressourcen richtet. Sie können auch eine Grundgebühr für den Service erheben, aber der Großteil der Gebühren wird in der Regel nach einem bedarfsabhängigen Preismodell berechnet.
Die bedarfsabhängige Preisgestaltung ist beim Cloud Computing und Utility Computing üblich. Solche Dienste werden oft als Gebrauchsgegenstände behandelt, die eine schnelle Bereitstellung von Arbeitslasten sowie eine bedarfsgerechte Auf- und Abwärtsskalierung ermöglichen. Platform as a Service (PaaS) und Infrastructure as a Service (IaaS) nutzen häufig bedarfsabhängige Preise, um einen Kostenvorteil und die Rentabilität aufrechtzuerhalten, obwohl dieses Modell auch auf dem Markt für Software as a Service (SaaS) Einzug gehalten hat.
Die bedarfsabhängige Preisgestaltung wird häufig anstelle eines Abonnement-Preismodells verwendet. Bei Abonnements zahlen die Kunden den gleichen Betrag für den Zugang zu einem Dienst, unabhängig davon, wie viel oder wie wenig sie ihn nutzen. Ein Beispiel für einen Abonnementdienst ist das Kabelfernsehen, bei dem die Kunden den gleichen Betrag pro Monat zahlen, unabhängig davon, wie viel sie fernsehen.
Anbieter haben ihre Softwareprodukte traditionell als einmalige Käufe oder als Abonnements angeboten. Mit dem Aufkommen von SaaS wenden die Anbieter jedoch zunehmend das bedarfsbasierte Modell auf ihre Produkte an.
Übliche bedarfsabhängige Preismodelle
Bei der bedarfsabhängigen Preisgestaltung wird die Nutzung einer Dienstleistung oder eines Produkts auf der Grundlage einer oder mehrerer metrischer Einheiten verfolgt und abgerechnet. Die genauen Einzelheiten der Erfassung können von Produkt zu Produkt und von Anbieter zu Anbieter variieren. Häufig werden die Gebühren anhand von Faktoren wie der verbrauchten Zeit, den verbrauchten Ressourcen oder der Anzahl der aktiven Nutzer bemessen.
Manche Anbieter bieten ein bestimmtes Maß an kostenloser Nutzung an, während andere eine Mindestverpflichtung verlangen. Bei einigen Anbietern werden die Dienste auf der Grundlage mehrerer Faktoren erfasst und in Rechnung gestellt, so dass die Gesamtrechnung für die Kunden manchmal schwer vorhersehbar ist. Die folgenden Preismodelle zeigen einige der gängigsten Ansätze, die Anbieter verfolgen:
- Pay-as-you-go: Obwohl die bedarfsabhängige Preisgestaltung manchmal als Pay-as-you-go-Modell bezeichnet wird, kann sich dieser Begriff auch auf ein Preismodell beziehen, bei dem die Kunden einfach auf der Grundlage ihres tatsächlichen Verbrauchs pro Einheit zahlen, unabhängig davon, wie viele Einheiten sie verbrauchen. Die Zahlungen erfolgen im Nachhinein, sobald die Anzahl der Einheiten berechnet worden ist.
- Staffelung: Die Preise sind nach bestimmten Schwellenwerten gestaffelt, zum Beispiel nach der Anzahl der Nutzer oder der verbrauchten Datenmenge. Kunden, die einen Schwellenwert überschreiten, werden in der Regel automatisch in die nächsthöhere Stufe eingestuft. Bei diesem Modell kann die niedrigste Stufe kostenlos angeboten werden.
- Volumen: Die Preisgestaltung basiert auf einer Nutzungsmetrik für das Volumen, zum Beispiel API-Aufrufe oder die verbrauchte Datenmenge. Die Einheiten werden in Zahlungsstufen gruppiert, die zunehmend höhere Einheitenbereiche enthalten. Mit zunehmender Anzahl der Einheiten in einem Paket sinkt der Preis pro Einheit, was den Kunden einen Anreiz bietet, mehr Einheiten zu nutzen.
- Überschuss: Der Dienst wird in Paketen verkauft, in denen die maximale Anzahl der enthaltenen Serviceeinheiten angegeben ist, zum Beispiel die Gesamtzahl der in einem Datentarif zulässigen GiBytes. Kunden, die den Schwellenwert des Pakets überschreiten, wird für die Anzahl der Einheiten, die den Schwellenwert überschreiten, eine Überschreitungsgebühr berechnet.
- Hybrid: Der Anbieter kombiniert die nutzungsabhängige Preisgestaltung mit der traditionellen Preisgestaltung auf Abonnementbasis, um ein flexibleres Preismodell anzubieten. Das Hybridmodell erfreut sich bei SaaS-Anbietern zunehmender Beliebtheit, da es dazu beiträgt, einige der Herausforderungen zu bewältigen, die mit einem der beiden Ansätze allein verbunden sind, auch wenn es oft mit einer höheren Komplexität der Rechnungsstellung einhergeht.
Das sind bei weitem nicht die einzigen Ansätze, die Anbieter bei der Einführung eines bedarfsabhängigen Preismodells verfolgen. Sie können auch mehrere Strategien kombinieren. So kann ein Anbieter beispielsweise eine Preisstaffelung mit einer Überschreitung des Verbrauchs kombinieren, um den Kunden die Möglichkeit zu geben, Einheiten zu kaufen, wenn sie die oberste Stufe überschreiten. In einigen Bereichen, wie etwa der Peripherie, sprich Druckern und Multifunktionsgeräten, sind häufig auch bestimmte Leistungskorridore in den Verträgen vorgesehen. Will heißen, wird mehr oder weniger gedruckt, als in einem bestimmten Bereich vorgegeben, erhöht sich der Preis pro Einheit.
Anbieter können ihre Gebühren auch auf der Grundlage mehrere Kennzahlen berechnen, eine Mindestverpflichtung von ihren Kunden verlangen, eine Vorauszahlung für ihre Dienste verlangen oder andere Ansätze verfolgen. Es gibt keine einheitliche Norm dafür, wie Dienstanbieter bedarfsabhängige Preise gestalten sollten.
Gemeinsame Bedarfsabrechnungsposten
Je nach Art des Dienstes verwenden die Anbieter unterschiedliche Metriken für die Abrechnung mit ihren Kunden. Sie können auch verschiedene Metriken verwenden oder ihren Kunden mehrere Optionen anbieten. Die folgenden Metriken sind einige der gängigsten Einheiten, die Anbieter verwenden:
- Ressourcenverbrauch: Das bedeutet, dass die über einen bestimmten Zeitraum verbrauchten Ressourcen gemessen werden. So können Anbieter beispielsweise die Anzahl der in einer Stunde genutzten Prozessorkerne, die Dauer der Aktivität einer virtuellen Maschine oder die Anzahl der Millisekunden, die der Dienst zur Bearbeitung einer Kundenanfrage benötigte, in Rechnung stellen.
- Datenübertragung: Das bezieht sich auf GBytes an Daten, die während der Eingangs- oder Ausgangsoperationen zur oder von der Plattform des Anbieters übertragen werden.
- Daten-Storage: Diese Kennzahl misst die auf der Plattform des Anbieters gespeicherten Gigabytes an Daten.
- Nutzungen: Nutzungen oder Abfragen beziehen sich auf die Anzahl der Zugriffe eines Kunden auf die API des Anbieters. Der Anbieter kann dem Kunden einzelne API-Aufrufe in Rechnung stellen oder sie in Gruppen bis zu einem bestimmten Betrag, zum Beispiel 100.000, abrechnen.
- Ausführungs-Memory: Dieser Ansatz misst GBytes an RAM pro Sekunde, die von den Arbeitslasten des Kunden verbraucht werden, und ist bei serverlosen Funktionen üblich.
- Guthaben: Im Voraus bezahlter Betrag für den Dienst, der auf einer oder mehreren vom Anbieter definierten Matriken basiert. Credits sind oft spezialisiert und basieren auf Workloads.
- Einsatz: Software-Gebühren basieren auf bestimmten Einsatzgebieten. Beispielsweise können die Gebühren für eine Software zur Verwaltung von Kundenbeziehungen auf der Anzahl der im System gespeicherten Kundenkontakte basieren.
Vorteile der bedarfsabhängigen Preisgestaltung für den Kunden
Die bedarfsabhängige Preisgestaltung wird für Kunden immer attraktiver, da sie ihnen mehr Flexibilität bietet und ihre Kosten besser an den erhaltenen Wert koppelt. Handelt es sich bei dem Produkt um einen Cloud-basierten Dienst, vermeiden die Kunden auch die Investitionskosten, die mit dem Aufbau eigener Systeme verbunden sind. Diese Einsparungen können besonders für kleinere Unternehmen, Start-ups oder sogar Abteilungen in größeren Unternehmen von Vorteil sein. Die Anbieter sind außerdem hoch motiviert, ihre Kunden dabei zu unterstützen, das Beste aus ihren Diensten herauszuholen, so dass der Kundenservice oft besser ist.
Viele Anbieter von Cloud-Diensten bieten inzwischen eine Form der bedarfsabhängigen Preisgestaltung an. Cloud-Dienste bieten den Kunden mehr Flexibilität, um auf Markttrends und schwankende Anforderungen zu reagieren. Die Kunden zahlen nur für die Dienste, die sie in Anspruch nehmen, anstatt Kapital in traditionellen Abonnements oder Hardware zu binden. Außerdem zahlen sie nur eine einzige Rechnung, was einfacher ist, als die Kosten für Hardware, Software und andere Dienste getrennt zu verwalten.
Die Vorteile eines bedarfsabhängigen Preismodells lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- geringere Kapital- und Wartungskosten
- weniger Verschwendung und Überbevorratung
- Anreize für die Herstellerunterstützung
- geringere Umweltbelastung durch Größenvorteile der Anbieter
- geringere Startup-Risiken
- konsolidierte Rechnungsstellung
- schnellere und einfachere Skalierung
- einfacheres Systemdesign
Nachteile der bedarfsabhängigen Preisgestaltung für den Kunden
Trotz der Vorteile der bedarfsabhängigen Preisgestaltung stehen die Kunden auch vor einer Reihe von Herausforderungen:
- Für einige Kunden, insbesondere für größere Unternehmen, kann die bedarfsabhängige Preisgestaltung teurer sein als der Kauf und Aufbau eigener Systeme. Unternehmen sollten eine Analyse der Gesamtbetriebskosten durchführen, bevor sie sich für einen der beiden Ansätze entscheiden.
- Je nach Art des Dienstes, der Preisstruktur und des Arbeitsaufkommens kann es für die Kunden schwierig sein, ihre Rechnungsbeiträge vorherzusehen, und sie könnten von den Servicegebühren überrascht werden.
- Die Kunden könnten hohe Rechnungen erhalten, weil sie unnötige oder unkritische Aktivitäten wie das Testen oder Ausprobieren von Systemen durchgeführt haben. Darüber hinaus könnte eine Fehlkonfiguration in der Kundenimplementierung die Rechnungen in die Höhe treiben, ohne dass das von Nutzen wäre.
- Die Kunden könnten an einen bestimmten Anbieter gebunden sein, was einen Wechsel des Anbieters erschwert.
- Die Kunden müssen sich möglicherweise mit starren Preisstrukturen abfinden, ohne dass sie Einfluss auf die Servicequalität des Anbieters haben.
Bedarfsabhängige Preisgestaltung als Anbieter
Viele Dienstanbieter sind von einer abonnementbasierten Preisgestaltung zu einem bedarfsbasierten Modell übergegangen. Einige bieten beide Preismodelle an, während andere verschiedene bedarfsbasierte Optionen in Betracht ziehen. Insbesondere SaaS-Anbieter zeigen ein wachsendes Interesse an einer solchen Preisgestaltung für ihre Dienste. Server-Provider nutzen zunehmend selbst Cloud-Dienste. In diesem Fall kann eine bedarfsabhängige Preisgestaltung ihnen helfen, die Abrechnung mit ihren Kunden und die Kosten des Providers besser aufeinander abzustimmen.
Bedarfsabhängige Preismodelle führen oft zu einer besseren Kundenbindung und einem höheren Umsatz als ein reines Abonnementmodell. Die bedarfsabhängige Preisgestaltung liefert auch Metriken zur Kundennutzung, mit deren Hilfe festgestellt werden kann, wo Erweiterungen und Verbesserungen erforderlich sind. Darüber hinaus haben Anbieter oft einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen, da viele Kunden diesen Ansatz bevorzugen. Sogar Investoren sind auf Anbieter aufmerksam geworden, die eine Form der bedarfsabhängigen Preisgestaltung anbieten.