Kann man Daten nach einer Zurücksetzung von Hyper-V Checkpoint wiederherstellen?
Wird ein alter Hyper-V-Snapshot wiederhergestellt, kommt es zu Datenverlusten. Auf Ebene der File Services ist eine Datenwiederherstellung möglich.
Unser Server, auf dem Windows Server 2008 R2 läuft, hat aufgrund eines Fehlers einen alten Hyper-V-Snapshot wiederhergestellt, was alle unsere jüngsten Datenbestände gelöscht hat – gibt es irgendeine Lösung für unseren Fall?
Es müssen nicht unbedingt alle Daten verloren gegangen sein. Hyper-V ist nur eine Kombination aus anderen Microsoft-Technologien, die auf einen Bare Metal Hypervisor gepackt worden sind. In Ihrem Fall handelt es sich nur um eine Angelegenheit auf File-Services-Ebene. Und wie bei jedem File Delete besteht der Schlüssel, wie Sie Ihre Daten zurückbekommen, darin, eine bestimmte Datei oder mehrere bestimmte Dateien wiederzubekommen, die vor dem Unglück angelegt worden waren.
Zur Erklärung: Wenn man einen Hyper-V Checkpoint (als „Snapshot“ in Windows Server 2008 R2 bezeichnet) erzeugt, besteht diese Aktivität darin, ein bestehendes virtuelles Hard Disk File (eine VHD- oder VHDX-File) „einzufrieren“ – und Hyper-V erzeugt ein AVHD- oder AVHDX-File. Auf diesem neuen File geschehen dann alle neuen Schreibprozesse und Änderungen.
Wird ein anderer Checkpoint gemacht, dann wird ein weiteres AVHD(X)-File erzeugt, das auf dem vorherigen AVHD(X)-File aufsetzt, das nun gegenüber allen neuen Schreibprozessen gesperrt ist – und so weiter, wenn man mehr Checkpoints startet. In Ihrem Fall scheint es so gewesen zu sein, dass ein Checkpoint gemacht wurde, und anstatt den früheren Status der VM zu entfernen, wurde er durch das Löschen des Checkpoints wiederhergestellt. Dies bedeutet im Prinzip ein Zurücksetzen der VM in den originalen Zustand vor dem Hyper-V-Checkpoint: So entstand sofort Ihr flaues Gefühl, denn die AVHD(X)-Datei war aus dem Volume gelöscht.
Aber wie bringt man diese Datei wieder zurück? Wie bereits erwähnt, handelt es sich um ein Problem des File Services, und man muss einen Weg finden, die AVHD(X) zurückzuholen. Wenn man die AVHD(X)-Datei aus dem fraglichen Zeitraum zurückbringen kann, umso besser. Die beste Methode hierfür besteht darin, über Backups zu verfügen. Jede moderne Backup-Applikation ist in der Lage, eine VM an der ursprünglichen Lokation wiederherzustellen oder an einen anderen Ort zu versetzen. Doch in unserem Fall ist das offenbar nicht der Fall, denn sonst würde man wahrscheinlich nicht nach einer zusätzlichen Lösung fragen.
Man muss also nach anderen Lösungen suchen. Weil es ja in Wirklichkeit darum gegangen ist, dass das AVHD(X)-File von der Festplatte gelöscht wurde, muss man einen Weg finden, die Löschung rückgängig zu machen. Das entspricht in etwa dem Notfall, wenn jemand seine auf dem privaten Notebook aus Versehen gelöschten Fotos zurückhaben will: Man braucht ein Tool, das diese Dateien aus den Plattensektoren zurückholt, die hoffentlich in der Zwischenzeit noch nicht überschrieben worden sind. Ein Produkt wie „Data Recovery Wizard“ von EaseUS ist ein Beispiel für diese Art von Tools, aber es gibt andere auf dem Markt, und manche gibt es sogar kostenlos.
Wenn man zumindest die AVHD(X)-Datei zurückbekommt, stehen die Chancen für eine wirkliche Lösung des Problems nicht schlecht. Eine Randbemerkung: Wenn die VM in einem Cluster abgelegt war und sich in einem Clustered Shared Volume (CSV) befand, wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit das Volume aus der CSV-Verbindung lösen müssen. Dadurch würde man zu einem normalen Cluster Disk Volume kommen und könnte jedes mögliche Tool aus dem zugehörigen Knoten benutzen.
Aber was passiert, wenn man das AVHD- oder AVHD(X)-File zurückbekommen hat? Dann geht es nur noch um eine technische Kleinigkeit. Wenn man über die VHD(X)- und die AVHD(X)-Dateien verfügt, aber über nichts sonst, kann man eine manuelle Integration des AVHD(X)- in das VHD(X)-File durchführen: Damit erhält man eine komplette Kopie des Betriebssystems, der Applikation und der Daten, die man dann ohne weiteres in die VM einfügen und anschließend das System neu booten kann. Die beste Quelle, die alle notwendigen Schritte erklärt, findet sich unter TechNet.
Im Wesentlichen ändert man den Dateinamen des AVHD(X)-Files in ein VHD(X)-File um und geht dann alle Schritte in dem Wizard durch, um es dann manuell in das originale VHD(X)-File zu integrieren. Wenn man mehrere Checkpoints hatte, muss man den Prozess mehrfach vollziehen.
In unserem Fall handelt es sich hoffentlich nur um einen Checkpoint, da die Chancen ohne ein wirkliches Backup der VM eher schlecht aussehen, alle AVHD(X)-Dateien wiederherzustellen. Selbst wenn man nicht die originale VHD(X)-Datei, sondern nur die AVDH(X)-Datei von vor dem Unfall zurückbekommt, wird man nur eine geringe Chance haben.
Man kann versuchen, die AVHD(X)- in eine VHD(X)-Datei umzubenennen und sie dann in die aktuelle VHD(X)-Datei der VM einzufügen. Man muss hier eigentlich nicht wiederholen, dass man Kopien von allem Übrigem auf der aktuellen VM machen sollte, bevor man sich in die gerade geschilderten Aktionen stürzt: Auf diese Weise verfügt man jedenfalls über einen Fallback-Plan oder zumindest über eine Möglichkeit, den Integrationsprozess zu wiederholen, falls irgendetwas aus welchen Gründen auch immer schiefgehen sollte.
Mehr kann nicht getan werden. Ohne die Daten in irgendeiner Form zu besitzen oder wiederzufinden ist eine Lösung unmöglich, aber das unterscheidet sich kaum von dem Problem, Urlaubsfotos wiederzufinden, nachdem sie unwissentlich gelöscht wurden. Einer der echten Vorteile von Hyper-V besteht darin, dass es auf vielen der Technologien aufsetzt, die man bereits kennt.
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