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802.11ac-WLAN: Lassen sich alte Kabel weiterverwenden?
Ist es sinnvoll, Legacy-Verkabelung beim Upgrade auf ein Drahtlosnetzwerk nach 802.11ac-Standard weiterzuverwenden? Oder sollte man neue Kabel kaufen? Die Antwort ist nicht leicht.
Das Szenario ist nicht gerade selten: Sie planen, Ihre vorhandene Infrastruktur auf 802.11ac-WLAN zu aktualisieren, und dabei kommt die unvermeidliche Frage nach den Standorten der Access Points (AP) auf. Ist es in Ordnung, die alten APs einfach zu ersetzen und die neuen am selben Standort zu betreiben? Die Frage ist berechtigt und kann – je nach Ihrem Kontext und Ihrer beruflichen Position – ziemlich polarisieren.
Wie bei vielem im Zusammenhang mit Funknetzwerken gibt es keine simple Antwort, die für alle 802.11ac-WLAN-Projekte gleichermaßen gilt. Betrachten wir, unter welchen Umständen es akzeptabel ist, die vorhandene Verkabelung wiederzuverwenden, und wann nicht.
Meinungen, Perspektiven und die Realität
Wenn Sie Ihren Lebensunterhalt mit dem Design von Netzwerken verdienen, könnten Sie auf dem Standpunkt stehen, dass jedes technische Upgrade einen neuen Plan erfordert, um eine optimale Performance zu gewährleisten. Punkt. Wenn es hingegen um die Geschäfts- und Betriebsausstattung geht, denken Sie vielleicht: „Diese Verkabelung hält bestimmt noch 10 bis 15 Jahre, das sind zwei oder drei AP-Upgrade-Zyklen.“ Und wenn Sie die Rechnungen bezahlen, wollen Sie alle aktuellen Investitionen in Verkabelung und Switches maximieren und sie so lange wie möglich einsetzen.
Niemand hat Unrecht, und jede Meinung verdient, gehört zu werden. Aber die Realität wird sich von Situation zu Situation anders darstellen.
Was ist Ihre Basis und warum?
Wi-Fi-Upgrades werden von einer Vielzahl von Faktoren getrieben. Wenn Sie ein altes 802.11g-Design nutzen, das sich für eine geringe Client-Anzahl eignet, die APs aber am Ende ihrer Supportzeit angekommen sind, machen Sie mit neuen 802.11ac Access Points bei vorhandener Verkabelung nichts falsch – vorausgesetzt, dass Sie neue PoE-Anforderungen (Power over Ethernet) berücksichtigen –, solange sich Anzahl, Typen und Anforderungen Ihrer Clients nicht drastisch ändern. Beachten Sie nur, dass viele ältere, abdeckungsorientierte Designs – weniger APs, stärkere Funkleistung – scheitern, wenn üppig ausgestattete Laptops von mobilen Geräten mit kleineren Funkmodulen verdrängt werden.
Wenn das gleiche Legacy-Design durch eine erheblich größere Client-Anzahl, mehr Client-Typen und -Anforderungen belastet wird, müssen Sie einige Änderungen durchführen, wenn Sie ein WLAN-Upgrade auf 802.11ac in Erwägung ziehen. Ob Sie die gesamte derzeitige Struktur verwerfen oder nur erweitern, hängt von Ihrem Budget und Einschränkungen bezüglich der Umgebung ab.
Solange Sie ordnungsgemäß installierte UTP-Kabel verwenden, die die Gigabit-Zertifizierung legal bestehen, können Sie wahrscheinlich zumindest einige vorhandene Kabel weiterverwenden. Achten Sie darauf, mit einem WLAN-Designer zusammenzuarbeiten, der aufgeschlossen ist und auf Ihre Wünsche eingeht und nicht einfach sagt: „Ich weiß genau, was Sie brauchen!“ Wi-Fi ist flexibel, und der Netzwerkdesigner sollte es auch sein.
Was, wenn Sie ein robustes Dual-Band-Netzwerk nach 802.11n-Standard haben, das professionell entworfen wurde, und nun lediglich upgraden, weil das Ende des Lifecycle naht? Wenn jetzt in beiden Bändern alles reibungslos läuft – und Sie keine wesentlichen Änderungen bei Client-Zahl und -Typen insgesamt oder pro AP erwarten – dann nur zu. Überprüfen Sie aber auch, ob anschließend alles genauso gut funktioniert.
Kein Pfusch bei der Antenne
Egal ob Sie die bestehende Verkabelung komplett ersetzen oder wiederverwenden, vermasseln Sie nicht alles, indem Sie die genutzten Antennen ändern. Falls Sie externe oder interne Rundstrahler verwenden, bleiben Sie bei einem Austausch dabei. Und wenn Sie externe Richtantennen nutzen, sollten Sie wissen, dass die meisten neuen APs mit vielen älteren Antennen nicht kompatibel sind. Das hängt von der Anzahl der Funkeinheiten ab und davon, ob Single Band oder Dual Band unterstützt wird.
Holen Sie sich im Zweifelsfall professionelle Hilfe. Und haben Sie keine Angst, Antennen von Anbietern wie Ventev und AccelTek – statt Cisco oder Aruba – zu kaufen, um möglicherweise eine Menge Geld zu sparen.
Fazit
Dies ist eine kurze Abhandlung zu einer großen Frage, auf die es keine allgemeingültige Antwort gibt. Ich kenne alle Seiten des Problems, denn ich entwerfe und betreibe nicht nur Netzwerke, sondern bin auch für Budgets verantwortlich. Ob Sie bei einem Upgrade auf ein 802.11ac-WLAN die vorhandene Verkabelung wiederverwenden und APs weiter an den bisherigen Standorten betreiben können, lässt sich nicht eindeutig mit ja oder nein beantworten. Doch wenn Sie wissen, welche Aspekte es zu berücksichtigen gilt, wird Ihnen die richtige Antwort leichter fallen.
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