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Privates 5G-Netz oder 5G vom Mobilfunkbetreiber?

Viele Unternehmen prüfen, ob sie für die interne Vernetzung ein firmeneigenes 5G-Netz betreiben oder 5G von einem Carrier beziehen sollen. Hier Argumente für die Entscheidung.

Die Mobilfunkanbieter treiben den Ausbau der leistungsfähigen 5G-Netze voran. Daher prüfen immer mehr Unternehmen,...

ob sie 5G als WLAN-Ersatz für ihre interne Vernetzung einsetzen können. In der Studie 2020-21 Next-Generation Networking von Nemertes Research gab knapp ein Viertel (24 Prozent) der Unternehmen an, dass sie an mindestens einem Standort bereits 5G nutzen, um IT-Geräte wie Desktop-PCs, Notebooks oder Smartphones miteinander zu verbinden.

Die Frage, ob WLAN durch 5G ersetzt werden soll, ist jedoch nur die erste von zwei wichtigen Entscheidungen, die Unternehmen im Bereich der internen Vernetzung treffen müssen. Die zweite Entscheidung ist diese: Privates 5G oder 5G vom Carrier? Mit anderen Worten: Sollen Firmen die 5G-Infrastruktur selbst bereitstellen und verwalten oder die 5G-Services der Mobilfunkbetreiber nutzen?

Die Hauptunterschiede bei nahezu jeder Entscheidung zwischen dem internen Betrieb oder dem Outsourcing an externe Partner liegen in den Bereichen Verantwortung und Kontrolle.

Firmeneigenes, privates 5G-Netz

Bei einem firmeneigenen 5G-Netz behält die IT-Abteilung wie beim WLAN die Verantwortung und Kontrolle für die Bereitstellung und Wartung der Infrastruktur. Das heißt: Unternehmen benötigen qualifizierte Mitarbeiter mit Know-how rund um 5G, die an allen Standorten verfügbar oder erreichbar sind.

Mit einem selbst betriebenen 5G-Netz können Unternehmen zudem vollständig kontrollieren, wo und wie sie die 5G-Dienste bereitstellen. Es ist möglich, die 5G-Services auch an Orten einzurichten, die Mobilfunkbetreiber aktuell noch nicht abdecken und an denen 5G eventuell auch noch eine ganze Weile nicht verfügbar sein wird. Darüber hinaus können Unternehmen 5G-Services auch innerhalb von Strukturen bereitstellen, in denen die entsprechenden 5G-Signale der Carrier nur sehr schwach zu empfangen sind.

Vor- und Nachteile der Selbstverwaltung eines 5G-Netzes

Die Kontrolle der Infrastruktur bietet auch andere Vorteile. Zum einen stehen Unternehmen nicht mit Verbrauchern oder anderen Firmen in Konkurrenz um Netzkapazitäten. In öffentlichen 5G-Netzen wird dieser Wettbewerb hingegen erst beseitigt sein, wenn die Netzbetreiber Network Slicing flächendeckend einführen.

Wenn Firmen ihr 5G-Netz selbst verwalten, können sie die gewünschten 5G-Varianten selbst installieren, etwa mit Fokus auf hohe Geschwindigkeit, niedrige Latenz oder hohe Zuverlässigkeit, ohne darauf warten zu müssen, dass die Netzbetreiber diese Varianten einführen. Zudem ist zu bedenken, dass jeder Netzbetreiber seine eigene 5G-Strategie hat und die Verfügbarkeit bestimmter Dienste je nach Standort stark variiert.

Ein firmeneigenes 5G-Netz hat aber auch seine eigenen Herausforderungen. Der Zugang zu Bandbreite auf genehmigtem 5G-Spektrum kann ein Problem sein. Unternehmen müssen möglicherweise mit einem Netzbetreiber zusammenarbeiten, um die Erlaubnis zur Nutzung des Spektrums an einem bestimmten Standort zu erhalten, oder sie müssen selbst eine staatliche Lizenz kaufen.

Einige Länder verkaufen Frequenzlizenzen an Unternehmen und bevorzugen bestimmte Arten von Unternehmen. Die USA haben zum Beispiel Lizenzen für das Spektrum des Citizens Broadband Radio Service für 4G- oder 5G-Nutzung an Hersteller, Einzelhändler und sogar Universitäten versteigert. In Deutschland können Lizenznehmer den Frequenzbereich von 3,7 GHz bis 3,8 GHz für private 5G-Netze nutzen.

Eine neuere Option in den USA ist hier der Zugriff auf ein unlizenziertes Spektrum. Hier gibt es aber Grenzen bei der Nutzung, etwa nicht zu viel Energie für die Übertragung zu verwenden oder mögliche Konflikte mit den etablierten Betreibern zu riskieren, die diese Frequenzen auch für sich beanspruchen. In Europa ist die Nutzung unlizenzierter Frequenzbereich für Mobilfunk allerdings nicht erlaubt.

5G vom Carrier beziehen?

Der Bezug der 5G-Services vom Mobilfunkbetreiber nimmt Unternehmen die Herausforderungen bei der Bereitstellung und Wartung ab. Mitarbeiter und Bürogeräte sind mit 5G verbunden, sobald in der Region ein Dienst verfügbar ist, ohne dass die IT-Abteilung tätig werden muss. Außerdem ist diese Konnektivität in allen 5G-Regionen des Netzbetreibers verfügbar, sodass Büroumzüge innerhalb dieses Bereichs einfach sind – es wird keine Infrastruktur benötigt, nur die Geräte selbst.

Alles hängt von den spezifischen Kommunikations-Merkmalen ab, die erforderlich sind, und davon, ob die in Frage kommenden Carrier diese Anforderungen erfüllen können – sowie davon, wie viele Standorte betroffen sind und wo sie sich befinden.

Dennoch gibt es auch Nachteile. Unternehmen haben wenig Einfluss darauf, ob der Netzbetreiber neue Serviceregionen hinzufügt oder bestehende erweitert. Gebäude in einer 5G-Region können aufgrund der lokalen Geografie einen schlechten 5G-Empfang haben. Auch innerhalb von Gebäuden kann der Empfang in Räumen aufgrund des Standorts oder der Konstruktion schlecht sein, etwa bei Räumen im Keller oder Wänden aus Stahlbeton. Einige Netzbetreiber sind möglicherweise bereit, Mikrozellen einzubauen, um die Signalstärke innerhalb eines Gebäudes zu erhöhen, andere hingegen nicht.

Schließlich verfügen die Netzbetreiber in der Regel über unterschiedliche Teile des 5G-Spektrums und konzentrieren sich daher auf verschiedene 5G-Varianten, zum Beispiel ultraschnelle, reichweitenstarke oder latenzarme Optionen. Die Art des 5G-Dienstes, für die der Betreiber am besten geeignet ist, entspricht möglicherweise nicht den spezifischen Anforderungen von Unternehmen. Industrielle IoT-Anwendungen (IIoT) benötigen meist ein sehr zuverlässiges 5G-Netz mit extrem niedriger Latenz. Das wird zum Problem, wenn der Netzbetreiber diese Art von 5G-Services nicht anbietet oder nicht darauf spezialisiert ist.

Wie man sich zwischen privatem 5G und Carrier-5G entscheidet

Es gibt keine Kategorie von Anwendungsfällen, für die sich grundsätzlich ein firmeneigenes 5G-Netz oder das öffentliche 5G-Netz eines Carriers besser eignet. Das heißt, man kann nicht pauschal sagen, dass IIoT immer auf einem firmeneigenen Netz oder Flottenmanagement immer auf einem Carrier-Netz basieren sollte. Alles hängt von den spezifischen Kommunikationsanforderungen ab, und davon, ob die betreffenden Mobilfunkbetreiber diese Anforderungen erfüllen können – sowie davon, wie viele Standorte beteiligt sind und wo sie sich befinden.

Je allgemeiner die benötigte Konnektivität und je weniger anspruchsvoll die zu bedienenden Standorte sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich 5G-Dienste von Carriern dafür eignen – zum Beispiel für die drahtlose Vernetzung der Büros von Dienstleistungsunternehmen mit Niederlassungen in großen Ballungsräumen. Umgekehrt gilt: Je anspruchsvoller und spezifischer der Anwendungsfall oder je isolierter oder geografisch vielfältiger die Standorte sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich ein firmeneigenes 5G-Netz besser eignet.

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